Liebe Leserin, lieber Leser,
was würden Sie tun, wenn Sie das neue Jahr regieren könnten?
Der Schriftsteller und Kabarettist Joachim Ringelnatz antwortete auf diese Frage mit einem Gedicht:
„Ich würde vor Aufregung wahrscheinlich
die ersten Nächte schlaflos verbringen
Und darauf tagelang ängstlich und kleinlich
Ganz dumme, selbstsüchtige Pläne schwingen.
Dann – hoffentlich – aber laut lachen
Und endlich den lieben Gott abends leise
Bitten, doch wieder nach seiner Weise
Das Neue Jahr göttlich selber zu machen.“
(Joachim Ringelnatz 1883- 1934, Ein Lesebuch zum Jahreswechsel, Frankfurt a.M., 1989, S. 173f.)
Alles besser und anders machen zu wollen und – zu können! Diese Vorstellung legt sich uns wohl immer nah. Zu Beginn dieses Jahres werden wieder viele gute Vorsätze gefasst. Vielleicht, so denke ich, sind die wesentlichen die, denen es nicht um das Machen, sondern um das Verzichten geht.
Ohne dumme und selbstsüchtige Pläne sähe die Welt schon ein wenig heller aus.
Ohne Kleinlichkeit und Ängstlichkeit wäre sie großzügiger und barmherziger. Über den eigenen alltäglichen Größenwahn lachen zu können -, das klingt nach Freiheit und kommt dem Frieden näher.
Suche den Frieden und jage ihm nach, rät uns die Jahreslosung aus Psalm 34,15.
Ich wünsche Ihnen für 2019 den Segen Gottes: Mut für das, was zu lassen ist, und Humor in den vielfältigen Dingen des Alltags.
Ihre Birgit Klostermeier