...daran erinnern, den Weg zu Gott finden zu können
Am Sonntag, 10. Juni 2018 ordinierte Landessuperintendentin Dr. Birgit Klostermeier Nico Lühmann als neuen Pastor für die Kirchengemeinden in Burlage und Brockum im Kirchenkreis Diepholz. "Ich glaube, halb Norddeutschland ist unterwegs", begrüßte die Regionalbischöfin die Gemeinde in der bis auf den letzten Platz besetzten St. Marien-Kirche in Burlage. In ihrer Predigt rief sie in Anlehnung an das Gleichnis vom Großen Festmahl dazu auf, die Einladung Gottes anzunehmen. Gott wolle keine Stummen, sondern Fragende, Suchende und Zweifler, so Klostermeier. In dem Zusammenhang mahnte sie: "Sind wir als Kirchenleute manchmal zu selbstgewiss, sind wir auch Fragende?"
Vier Assistenten, die Lühmann auf seinem beruflichen Weg begleitet haben und weiterhin begleiten werden, wirkten bei dem Ordinationsgottesdienst mit: Lisa Neumann, Diakonin der St.-Katharinen-Gemeinde und Martin Steinke, Mentor seiner ersten Vikariatsgemeinde Matthäus, beide aus Osnabrück. Aus seinem neuen Wirkungskreis waren Dr. Matthias Henseleit (Vorsitzender des Kirchenvorstandes in Burlage) und Anke Lübker (Vorsitzende des Kirchenvorstandes in Brockum) vertreten.
Mit der Ordination verbunden ist die Einführung, Segnung und Sendung in das geistliche Amt, sie erfolgt durch Handauflegen.
Nico Lühmann stammt aus Buxtehude, hat in Hamburg und Münster Theologie studiert und das Vikariat in Osnabrück und Hannover absolviert. Der 31-Jährige ist verheiratet und hat sich vor Beginn seiner neuen Aufgabe im Pfarrhaus gemeinsam mit seiner Frau auf eine sechswöchige Pilgerreise auf den Jakobsweg verabschiedet. Eine Unterbrechung, die ihm gut getan habe. Mit viel Elan, Neugierde und Freude starte er nun in das Pfarramt. Wichtig sei ihm dabei „da zu sein für andere und sie zugleich auch ‚sein-zu-lassen‘ “. Er wolle die Potentiale und Gaben der Menschen suchen, Beziehungen aufbauen, auch experimentieren und gemeinsam Gemeinde gestalten.
Was für einen Pastor bekommen die beiden Gemeinden? Miriam Unger, Öffentlichkeitsbeauftragte für den Kirchenkreis Diepholz, hat ihn im Vorfeld interviewt:
Nico Lühmann, herzlich willkommen im Kirchenkreis Grafschaft Diepholz! Burlage und Brockum – haben Sie diese Ortsnamen vorher eigentlich schon mal gehört?
Nico Lühmann (lacht): Ehrlich gesagt: Als mir mitgeteilt wurde, wohin es nach meinem Vikariat für mich geht, konnte ich diese Namen noch nicht einmal mitschreiben. „Irgendwas mit ‚Hü‘ und ‚Bro‘ und ‚Bur‘ und ‚Lehm‘“, habe ich mir notiert. Aber schnell habe ich festgestellt, dass diese geheimnisvollen Orte am Dümmer liegen. Da kannte ich zumindest schon die Autobahn-Raststätte „Dümmer-Dammer Berge.“ Und als mir dann immer mehr Menschen aus meinem Bekannten- und Verwandtenkreis begeistert erzählten, sie hätten schon mal Urlaub auf einem der Camping-Plätze am Dümmer gemacht – da wurde ich richtig neugierig und begann zu ahnen, wie schön es dort sein muss.
Wissen Sie schon etwas über die Gemeinden und die Region?
Meine Frau und ich sind gleich bei erster Gelegenheit inkognito hierhergefahren. Es war zufällig am letzten Wochenende im Oktober, Brockumer Großmarkt also. Wir dachten uns: „Im Schatten dieses Großmarktes fällt ein fremdes Auto bestimmt nicht auf.“ Was haben wir diese Veranstaltung unterschätzt! Nach etwa einer Stunde hatten wir uns derart auf dem Gelände verlaufen, dass wir nur mit Navi wieder rausgefunden haben! Es hat uns schon sehr beeindruckt, was diese Region auf die Beine stellen kann. Und ich bin sicher, das ist noch lange nicht alles!
Worauf sind Sie gespannt?
Ich bin gespannt darauf, wie es hier ist, wenn keine Großmarktbesucher da sind. Wie touristisch ist es hier wirklich? Und was macht das mit einem, wenn man da wohnt, wo andere Urlaub machen? Vor allem aber interessieren mich die Menschen. Mein Beruf lebt von der Begegnung und dem Austausch von Erfahrung. Und die Menschen, denen ich hier begegnet bin, waren bisher allesamt herzlich, aufmerksam und sehr direkt. Das schätze ich! Daher glaube ich auch, dass ich mich hier wohl fühlen werde und gut arbeiten kann. Aber natürlich bin ich auch gespannt darauf, wie ich es schaffen werde, mich auf Brockum und Burlage aufzuteilen und dabei beiden Gemeinden und mir selbst gerecht zu werden. Das wird bestimmt nicht immer einfach. Aber zum Glück gibt es am Dümmer eine lange Tradition guter Zusammenarbeit der verschiedenen Gemeinden.
Woher kommen Sie? Und was waren bisher die Stationen ihres Lebens?Geboren und aufgewachsen bin ich in Buxtehude, einer Kleinstadt bei Hamburg. Abgesehen vom Konfirmandenunterricht hatte ich in meiner Jugend wenig Kontakte zur Gemeinde. Während der letzten Schuljahre habe ich dann gemerkt, wie wichtig „Kirche“ an den großen Übergängen des Lebens sein kann. Als Jugendlicher hat mich oft die Frage beschäftigt: Ist es heute noch vernünftig, an einen Gott zu glauben? Ich habe beschlossen, Theologie zu studieren und es herauszufinden. Studiert habe ich in Hamburg und Münster. Die erste Hälfte meines Vikariats habe ich in der Matthäus-Gemeinde in Osnabrück gemacht, die zweite in der Apostel-und-Markus-Gemeinde in Hannover. Die unterschiedliche Ausrichtung war für mich faszinierend. In der ersten Gemeinde habe ich ein fast familiäres Gemeinschaftsgefühl erlebt, zu dem noch eine starke geistliche Profilierung dazukommt. In der zweiten Gemeinde lag der Schwerpunkt auf „loser Bindung“ durch Projektarbeit und ein breites Angebot kultureller Veranstaltungen. Das hat mir gezeigt, wie unterschiedlich man „Gemeinde“ verstehen kann, und wie vielfältig unsere Kirche dabei ist. Nun bin ich umso gespannter, was mir in Burlage und Brockum begegnen wird.
Und ein paar Sätze zu Ihnen privat: Familienstand, Hobbys, Interessen?
Seit vier Jahren bin ich verheiratet. Meine Frau Christine wird mit mir ins Pfarrhaus in Hüde ziehen. Gemeinsam hoffen wir, schnell ins Dorf hineinzufinden. Wir haben bisher beide keine Erfahrungen mit dem „Leben auf dem Land“, aber so herzlich, wie wir aufgenommen wurden, sind wir da sehr zuversichtlich. In meiner Freizeit koche ich leidenschaftlich gerne. Für mich ist das ein Ausdruck sinnlicher Kreativität. Ich gehe gern laufen, am liebsten bei Wind. Manchmal greife ich zur Gitarre oder setze mich ans Klavier. Ich würde nicht sagen, dass ich gut bin, aber es kommt Musik dabei raus. Vielleicht lerne ich eines Tages auch noch Mundharmonika.
Mit welchen Wünschen, Ideen und Plänen kommen Sie zu uns?
Mit der Hoffnung, die beiden Gemeinden nicht ganz alleine leiten zu müssen. Meine Vorgänger waren zu zweit. Ich bin nur einer. Deswegen werde ich auf ehrenamtliche Unterstützung angewiesen sein. Es entspricht aber auch nicht meinem Gemeindebild, dass ich als Pastor im Mittelpunkt stehe und es nur darum geht, was ich persönlich für richtig halte. Die Gemeinde gehört der Gemeinde. Und das sind wir alle.
Was für einen Pastor bekommen die Menschen in Burlage und Brockum mit Ihnen? Wie sind Sie so?
Kein Einzelkämpfer. Ich bin ein Team-Mensch, mir sind Partizipation und konsensuelle Entscheidungen wichtig. Ich möchte erreichen, dass Menschen sagen: „Damit kann ich mich identifizieren – das ist meine Gemeinde.“ Und nicht die von Pastor Lühmann. Darum ist es für mich wichtig, Augen und Ohren offen zu halten für das, was den Menschen etwas bedeutet. Denn was mir am Herzen liegt, dafür engagiere ich mich. Und wofür ich mich engagiere, da gehöre ich gerne mit dazu. Ich vertraue darauf, dass Gott jedem und jeder von uns eine ganz besondere Begabung mitgegeben hat. Darum bin ich jemand, der anderen grundsätzlich erst mal viel zutraut und sagt: „Du hast eine Idee? Wie schön – lass es uns probieren!“
(Öffentlichkeitsarbeit Sprengel und Kirchenkreis Diepholz)