„Frontalangriff aufs Herz“ - so überschrieb eine Tageszeitung ihren Artikel zum Abschied von Superintendent Klaus Priesmeier in den Ruhestand. Das Herz war am 8. April im Spiel - in mehrfacher Hinsicht. Klaus Priesmeier hatte sich kurz zuvor selbst aus dem Krankenhaus entlassen, um seine Verabschiedung als Superintendent nicht absagen zu müssen. Und seine Verabschiedung in der brechend vollen St. Nicolai-Kirche in Diepholz war ein Frontalangriff aufs Herz für alle.
"Was für ein Mensch ist Klaus Priesmeier als Pastor und Superintendent?" Dieser Frage ging Landessuperintendentin Dr. Birgit Klostermeier in ihrer Abschiedsansprache nach. Prägnant und floskelfrei zeichnete sie ein vielschichtiges, sensibel wie scharf gestochenes Porträt ihres Kollegen. Er sei "der einzige Superintendent, dem ich einen extra Ordner angelegt habe: Texte Klaus", so die Regionalbischöfin, die seine " gedankliche Schärfe gegen kirchliche Beliebigkeit und gesellschaftliche Verheiligung" betonte.. Auch für den Sozialwissenschaftler und Diakoniker, der seinen Kirchenkreis mit dem Fotoapparat durchstreifte und liebevoll festhielt, was mühsam entstanden war" fand Klostermeier wertschätzende Worte. Als solcher engagierte er sich in Schulen, Krankenhäuser und an den Rändern der Gesellschaft. Und schließlich hob sie Priesmeiers geistliche Seite hervor: den Betenden, Hörenden und Schweigenden, der mit seinen kirchlichen Mitarbeitenden auch schon mal ins Kloster fuhr.
Es folgten Beiträge von Kollegen und Wegbegleitern u.a. aus dem Kirchenkreis, dem Sprengel, aus der Diakonie und verschiedenen kirchlichen wie politisch-öffentlichen Gremien. Der Kammerchor des Kirchenkreises und der Posaunenchor unter der Leitung von Meike Voss-Harzmeier verabschiedeten sich mit Musik. Die Jugendlichen aus dem Kirchenkreisjugendkonvent taten das mit einer witzigen, selbst erdachten Performance. Die Beiträge waren berührend, persönlich und voller Dankbarkeit und ließen den 65-Jährigen mehrmals sichtlich um Fassung ringen. Insbesonders beim Rückblick auf die Zusammenarbeit mit Marlis Winkler, Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes, kamen dem Superintendenten die Tränen. Die Diakonie war für Klaus Priesmeier immer mehr als ein Arbeitsfeld der Kirche. Sie war seine persönliche Herzensangelegenheit: "Ich habe mich erst an dritter Stelle als Kirchenmann gesehen", sagte er. "Zuerst kam das Evangelium. Direkt danach war ich Mann der Diakonie."
Priesmeiers Abschiedssatz "Aus die Maus, und raus der Klaus!" sorgte zwar für allgemeine Erheiterung - entsprach aber nicht der Realität, denn nach dem offiziellen Ende drängten sich die Menschen im Mittelgang, um dem Superintendenten noch etwas Persönliches zu sagen und mitzugeben.
(Text: Brigitte Neuhaus/ Miriam Unger)
BU: Ein Superintendent mit Herz für die Jugendarbeit – und umgekehrt: Klaus Priesmeier mit Frauke Laging (Diakonin im Kirchenkreisjugenddienst, links) und Nina Lipinski (aktiv in der Evangelischen Jugend, integrativen Konfirmanden- und Jugendarbeit im Kirchenkreis).