Warum ein Buch zur Adventszeit Hochkonjunktur hat - Landessuperintendentin führt neue Perikopenordnung am 2. Advent ein.
Die Perikopenordnung ist ein dickes Buch und Grundlage des evangelischen Gottesdienstes. Perikopen sind Bibelstellen. Zusammengestellt in der Perikopenordnung legen sie für jeden Gottesdienst im Kirchenjahr die Lesungen bzw. den Predigttext fest und liefern dazu eine kurze Einführung. Nach knapp acht Jahren Überarbeitung liegt nun eine neue Perikopenordnung vor, herausgegeben von der Liturgischen Konferenz in der EKD (Evangelische Kirche Deutschlands). In einer vorausgegangenen Befragung hatten sich Pastor*innen und weitere Haupt- und Ehrenamtliche in der ev. Kirche für moderate Änderungen ausgesprochen und mehr Texte aus dem Alten Testament, insbesondere mehr Geschichten über biblische Frauengestalten eingefordert. Dem trägt die neue Perikopenordnung Rechnung. Der Anteil der alttestamentlichen Texte erhöhte sich von 1/6 auf 1/3. Neben Texten zu Frauengestalten wurden auch Psalmen und Texte aus den Weisheitsbüchern aufgenommen.
Zudem wurden weitere Fest- und Gedenktage hinzugefügt wie bspw. der 9. November (Gedenktag der Novemberpogrome), der 11. November (Martinstag), der 6. Dezember (Nikolaustag) und der 27. Januar (Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus). Damit nimmt die neue Perikopenordnung die ökumenische Tradition und die gegebenen historischen Anlässe auf. Angepasst wurde auch die Vorfastenzeit – sie wurde um zwei Sonntage verlängert und variiert nun zwischen zwei und sechs Sonntagen, abhängig von einem frühen oder späten Ostertermin. Bewährtes bleibt erhalten: die Predigtreihen, zentrale Texte aus der Tradition werden regelmäßig zu hören sein, auch die Prägung im Kirchenjahr bleibt bestehen.
Die „Ordnung gottesdienstlicher Texte und Lieder“ tritt offiziell mit dem Beginn des Kirchenjahres am ersten Sonntag im Advent 2018 in Kraft. Landessuperintendentin Dr. Birgit Klostermeier wird die neue Perikopenordnung zum ersten Mal beim Gottesdienst am 2. Advent in der St. Marienkirche in Osnabrück aufschlagen. „Es ist schön, dass mit der neuen Ordnung der gottesdienstlichen Texte auch unbekannte Stellen der Bibel in die Gottesdienste kommen. Manches wird stimmiger und interessanter werden.“
Druck und Verteilung des umfangreichen Buches an 14.000 evangelische Gemeinden und ehrenamtliche Prädikanten in Deutschland stellen eine Herausforderung dar. Das 1000 Seiten starke Werk ist trotz Überdruck bereits vergriffen. Der Verlag verspricht die Nachlieferung für Ende Januar 2019 und entschuldigt sich bei seinen Kunden. Die Produktionszeit sei wegen des dünnen Papiers und des besonderen Einbandstoffes zeitaufwändig.
Zum Hintergrund: Der Brauch gottesdienstlicher Schriftlesungen wurde vom jüdischen Synagogengottesdienst übernommen. Listen eines sich herausbildenden Perikopensystems sind früh bezeugt, Perikopenbücher gibt es bereits ab dem 8. Jahrhundert. Der Vorgänger der jetzt neu eingeführten Perikopenordnung stammt aus dem Jahr 1978.
Zur Orientierung hilft der "Liturgische Kalender". Er führt durch das Kirchenjahr, die Feiertage und Wochensprüche.
(Brigitte Neuhaus)