Schwung für Kirchenchöre - Majka Wiechelt ist neue Landeskantorin

Nachricht 02. Dezember 2019

Osnabrück. Am 30. 11. ist Majka Wiechelt als Landeskantorin des Evangelischen Chorverbandes Niedersachsen-Bremen (ECNB) offiziell in der St. Marienkirche eingeführt worden. „Ich will die Leute zum Singen bringen“, sagt die studierte Kirchenmusikerin mit A-Examen. Ihren Einführungsgottesdienst hat sie konsequent so geplant: Mit einem spontan zusammengestellten „Chor der Gäste“ und der von ihr aufgebauten Jugendkantorei St. Marien, mit Wechselgesang zwischen Chören und Gemeinde, mit Dynamik und überraschenden Auftritten. Bis kurz vor Gottesdienstbeginn ist Probe, die Kirchenbänke vor allem mit Jacken und Rucksäcken belegt. Majka Wiechelt steht im schwarzen Kapuzenpullover auf dem Holzpodest und gestikuliert, klatscht und ruft – in den Altarraum, wo der Spontanchor steht und in das Kirchenschioff hinein, in dem sich die Jugendkantorei formiert. Da ist Dynamik und viel Experimentierfreude zu spüren. Himmlisches Kyrie drinnen, quirliger Weihnachtsmarkt draußen vor den Türen von St. Marien. Der Vorabend des neuen Kirchenjahres ist ein gut gewählter Termin für die Einführung von Majka Wiechelt, die einen Aufbruch in der Chormusik geradezu verkörpert. Ihre feierliche Einführung nahm Pastor Martin Sundermann als Landesobmann des ECNB vor, die Predigt hielt Pastor Torsten Both.

Was macht der Evangelische Chorverband?

Der Ev. Chorverband vertritt die Interessen von Kirchenchören und Kirchenmusikern und will das Singen in Gottesdienst und Kirchen fördern. Dazu braucht es Menschen wie Majka Wiechelt, die diese Aufgabe wörtlich nehmen. „Ich will die Menschen zum Singen bringen“, sagt sie und weiß genau, wo sie ansetzen muss: „Bei den Kindern“, so die vierfache Mutter, die aus guter Erfahrung spricht. Wiechelt ist Dozentin der Musik- und Kunstschule Osnabrück und begleitet die Schulchöre von zwei Grundschulen. In den letzten Jahren hat sie zahlreiche Werke mit Kindern erarbeitet, zuletzt 2018 die Uraufführung des Musicals „Petrus“. In diesem Advent wirken ihr Kinderchor und die von ihr 2010 gegründete Jugendkantorei wieder beim „Geistlichen Advent“ mit. Wenn am 4. Advent klassische Advents- und Weihnachtslieder von einem Barockorchester begleitet und einem Eltern-Projektchor unterstützt werden, werden freie Plätze in St. Marien rar sein. 

Was hat sich die neue Landeskantorin vorgenommen?

Blickt man nur auf diesen Aspekt scheint es gut zu laufen mit der kirchlichen Chormusik. Majka Wiechelt gießt jedoch Wasser in den Wein: „Die ´Vorherrschaft` der kirchlichen Chöre in der Chorszene ist lange vorbei. Ich will die Chormusik wieder ein bisschen in die Höhe bringen“. Das „Festival der Jungen Stimmen“ war so ein erster Versuch, den sie mit ihrer Kollegin Eva Gronemann aus Bramsche und 260 Kindern und Jugendlichen im Herbst sehr erfolgreich durchgeführt hat. Wiechelt will das Format gern in der Landeskirche etablieren. Eine Kindersingwoche mit Angeboten für Kirchenchor-Leiter*innen und der Aufbau einer Landesjugendkantorei schweben ihr vor. Stilistisch ist sie offen und sucht die Kooperation mit dem Landesjugend-Gospelchor, der sich gerade gründet. Organisatorisch zumindest sind Weichen gestellt. Seit Oktober gibt es auf Ebene der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) eine Arbeitsgruppe, die sich die Förderung des Singens mit Kindern und Jugendlichen auf die Fahnen geschrieben hat. „Singen mit Kindern und Jugendlichen ist keine Musikerziehung zweiter Klasse, die man so nebenbei und irgendwie erledigen kann“, sagt Wiechelt. „Es geht um Qualitätssicherung und Wertschätzung“. Als Landeskantorin müsse sie sich noch in den „Schreibtischkram“ einarbeiten und das klingt ein bisschen nach einem Seufzer. „Ich freue mich, wenn ich wirklich vor den Leuten stehe und mit ihnen singen kann“, schiebt Wiechelt schnell nach. Diese Freude hat man ihr am 30.11. angemerkt.

Zur Person: Majka Wiechelt hat Kirchenmusik in Herford (B-Examen) und Köln (A-Examen) studiert und bereits im Studium einen kantoralen Schwerpunkt in ihrer Arbeit gesetzt. Sie singt Zeit ihres Lebens selber mit großer Begeisterung in diversen Chören und arbeitet seit Beginn ihres Studiums als Stimmbildnerin und Chorleiterin mit Chören verschiedener Altersgruppen, Besetzungen und Niveaus. https://ecnb.de/die-landeskantorin/

Hintergrund: Der ECNB ist als Landesverband Mitglied des Chorverbandes in der Evangelischen Kirche in Deutschland (CEK). Interessensverbände wie diese gründeten sich Ende des 19. Jahrhunderts. Damals, um die Ausbildung von Kirchenmusikern, das Orgelwesen, Fragen des (einheitlichen) Gesangbuchs, des Kirchenbaus und der Gottesdienstordnung zu steuern. Heute liegt der Schwerpunkt bei der Organisation von Singwochen und Chortreffen, Förderung von Chören u.a. für Kinder und Jugendliche und in der Ausbildung (https://choere-evangelisch.de/).