„Mit dem Thema „Spielen“ kommt Leichtes und Tiefgründiges, Heiteres und Ernstes gleichzeitig in unsere Runde, denn „Spielen“ hat mit der ganzen Bandbreite des Lebens zu tun“, so Landessuperintendentin Dr. Birgit Klostermeier in ihrer Einladung an die Diakoninnen und Diakone im Sprengel Osnabrück.
„Von Ausgelassenheit und Gelassenheit – Begegnung im Zusammenspiel und Salutogenese“
Was kompliziert klingt brachte die Musiktherapeutin Sabine Conradi-Hinz den rd. 35 Diakon*innen praktisch und theoretisch nahe. Sie hat über 20 Jahre mit Prof. Eckhard Schiffer, Chefarzt der Abteilung Psychosomatische Medizin mit angeschlossenem Familientherapeutischem Zentrum im Christlichen Krankenhaus Quakenbrück, zusammengearbeitet. Zu der gesundheitsfördernden Wirkung von „Spiel und Dialog“ hat Schiffer verschiedene Bücher veröffentlicht, seine Forschungsergebnisse trug Conradi-Hinz stellvertretend vor. Schon sehr gut funktionierte als Auftakt das akustische „Zusammenspiel“ der Teilnehmer*innen - auch ohne Absprache, für das Conradi-Hinz unterschiedliche Klanginstrumente mitgebracht hatte.
„Schatzsuche statt Fehlerfahndung“
Im Vortrag stand die Frage im Mittelpunkt „Wie Gesundheit entsteht - Schatzsuche statt Fehlerfahndung“. Der Ansatz der „Salutogenese“ fragt nach der „Entstehung (genese) von Gesundheit (salus) und bringt dazu den Begriff der „Kohärenz“ ins Spiel. Das Kohärenzgefühl sei so etwas wie die Fortführung des kindlichen Urvertrauens in die Adoleszenz, sagte Conradi-Hinz. Kohärenz setzt sich aus den drei Faktoren Sinnhaftigkeit, Verstehbarkeit und Handhabbarkeit zusammen. Die Sinnhaftigkeit entsteht durch die Erfahrung, dass ich einen „Eigen-Sinn“ habe. Hierfür entscheidend seien die frühkindlichen „Lächelspiele“ oder „ -dialoge“ , durch die sich das Neugeborene als „Willkommen“ erfährt, macht Conradi-Hinz deutlich. Die „Verstehbarkeit“ meint die eigene Wahrnehmung als Teil einer sozialen Gemeinschaft und „Handhabbarkeit“ beschreibt das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Kohärenz und meint damit die umfassende Gesundheit: die seelische, soziale und die körperliche.
Im anschließenden Praxistest wurde gebaut: Auf dem Boden, vor einem Haufen ausgeschütteter Kapla-Steine, in drei Gruppen und ohne vorherige Absprache. Was dabei entstand war unterschiedlich, die Beobachtungen in den Gruppen dagegen ähnlich: Der Bauprozess verlief von der Einzelarbeit über Frust hin zu Kooperation.
Spielen braucht Freiraum – Veränderung braucht „Spielmomente“
Über den Zusammenhang von Spiel, Freiraum und Wirklichkeit sprach Landessuperintendentin Klostermeier in ihrem Impuls. Unabhängig davon, dass es „Spielregeln“ gebe – in der realen Gesellschaft wie im Spiel - biete das Spiel immer mehrere Möglichkeiten, damit zugleich jedoch auch Unsicherheit. „Um gesellschaftliche Realitäten zu verändern, sind „Spielmomente“, ist die Abwandlung des etablierten Spiels, nötig“, betonte die Regionalbischöfin auch mit Blick auf die „Zeit für Freiräume“ in diesem Jahr.
Gelassen und ausgelassen
Viel Freiraum zum Spielen boten die verschiedenen Workshops am Nachmittag. Ob Faszination bei Fadenspielen, Abenteuerspiele mit Fantasie und Bleistift oder Spiele mit ganzem Körpereinsatz (wie schwer ist eigentlich das Aufstehen?!) – die Diakon*innen aus dem Kirchenkreis Bramsche hatten eine große Bandbreite an Spielen vorbereitet. Ergänzt um die Klang- und Kugelspiele, die Conradi-HInz mitgebracht hatte, war der Freiraum zum Ausprobieren, Begegnen und Wahrnehmen riesig. Und dass nach Abendessen und Andacht bis tief in die Nacht weitergespielt wurde versteht sich von selbst.
Den „Freiraum“ für sorgloses „Einfach da-sein“ boten, wie jedes Jahr, die Schwestern und Mitarbeiter*innen im Diakonissen-Mutterhaus in Lemförde – Herzlichen Dank!
(Öffentlichkeitsarbeit - Sprengel Osnabrück | Fotos Brigitte Neuhaus)