Stellung beziehen - Kirchenkreistag Grafschaft Diepholz

Nachricht 22. November 2019
Kirchenkreistag Diepholz. Kirchenkreisjugendwartin Rielana Sundermeier stellt die Jugendarbeit vor. Foto: Sascha von Poeppinghausen

Ein Kirchenkreistag ist „Schwarzbrotarbeit“. In der Sitzung des Kirchenkreistags Grafschaft Diepholz in Rheden ging es um die Zukunft. Unter Leitung des Vorsitzenden Hans Kalus wurde lebendig berichtet, diskutiert und visionär entschieden. Aktive Jugendarbeit, konkrete Vorschläge zum Umweltschutz in den Gemeinden des Kirchenkreises, solide Finanzen und eine eigene Erklärung zur Europäischen Flüchtlingspolitik. „Ein Kirchenkreistag hat auch die Aufgabe, gesellschaftliche Entwicklungen wahrzunehmen und theologisch begründet Stellung zu nehmen, wenn eine Relevanz für die kirchliche Arbeit vor Ort gegeben ist“, betonte Superintendent Marten Lensch. Das Diakonische Werk Diepholz – Syke-Hoya hatte sich schon in den vergangenen Jahren intensiv um geflüchtete Menschen gekümmert und die Rettung von Geflüchteten liege auch in der Verantwortung der Christinnen und Christen im Bereich des Kirchenkreises. Daher schlug der Kirchenkreisvorstand vor, in Anlehnung an den sogenannten Palermo-Appell des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, eine eigene Erklärung zu dem Thema zu verfassen. Nach intensiver Aussprache verabschiedete der Kirchenkreistag diese mit großer Mehrheit. Die Erklärung ist Positionierung und Gesprächseinladung an alle, die politische Verantwortung tragen. Im kommenden Jahr sind Veranstaltungen zu diesem Thema geplant.

Erklärung des Kirchenkreistages Grafschaft Diepholz vom 13. November 2019

Denn ich bin hungrig gewesen
und ihr habt mir zu essen gegeben.

Ich bin durstig gewesen
und ihr habt mir zu trinken gegeben.

Ich bin ein Fremder gewesen
und ihr habt mich aufgenommen.

Ich bin nackt gewesen
und ihr habt mich gekleidet.

Ich bin krank gewesen
und ihr habt mich besucht.

Ich bin im Gefängnis gewesen
und ihr seid zu mir gekommen.

Evangelium nach Matthäus (25, 35-36)

Der Kirchenkreistag Grafschaft Diepholz unterstützt die Erklärung des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Dr.Heinrich Bedford-Strohm, und des Bürgermeisters von Palermo, Leoluca Orlando, vom Juni 2019 (Palermo-Appell) und erklärt:

Aufgabe der Politik ist es, den Menschen ins Zentrum ihrer Arbeit zu stellen. Der Kirchenkreistag Grafschaft Diepholz fordert die Europäische Union und mit ihr alle Mitgliedstaaten auf, zeitnah eine politische Lösung für gerettete Bootsflüchtlinge zu finden und das anhaltende Sterben von geflüchteten Menschen im Mittelmeer zu beenden.

Menschen in Seenot zu retten ist kein Verbrechen, sondern ein Akt der Nächstenliebe und Menschlichkeit. Der Kirchenkreistag Grafschaft Diepholz fordert die Europäische Union und mit ihr alle Mitgliedstaaten auf, die zivile Seenotrettung nicht zu kriminalisieren und stattdessen diese auch mit staatlicher Hilfe und weiteren Maßnahmen maßgeblich zu unterstützen.

Jeder Mensch ist geschaffen zum Bilde Gottes. Der Kirchenkreistag Grafschaft Diepholz fordert die Europäische Union und mit ihr alle Mitgliedstaaten auf, politische Angebote und Lösungen zu entwickeln, um Flüchtlingsursachen mit anderen Staaten zu bekämpfen und zu beseitigen.

Dank
Der Kirchenkreistag Grafschaft Diepholz dankt den zahlreichen Ehrenamtlichen und den politischen Mandatsträger*innen, die sich im Bereich der Flüchtlingsarbeit aktiv engagieren, insbesondere auch den vielen Mitarbeitenden des Diakonischen Werkes des Kirchenkreisverbandes Diepholz – Syke-Hoya, die so dazu beitragen, dass die biblische Botschaft sichtbare Gestalt in unserer Welt annimmt.“

Der Palermo-Appell im Wortlaut