Was macht eigentlich eine Pilgerpastorin?

Nachricht 08. Februar 2019

"...offen sein für die, die einfach nur mal bei uns Station machen wollen." Annette Lehmann wird neue Pilgerpastorin und Referentin für Kirche im Tourismus in der Region West und damit auch im Sprengel Osnabrück. „Beim Pilgern oder im Urlaub trifft man auf Menschen, die in der Struktur der Kirche nicht fest verankert sind und das reizt mich“, so die Theologin. Am 1. Februar 2019 hat sie ihre Stelle im Haus kirchlicher Dienste in Hannover (HkD) angetreten und ein paar Tage später Landessuperintendentin Dr. Birgit Klostermeier besucht.

Wir sind mit ihr entlang des Stadtpilgerweges "Spur des Friedens" durch Osnabrück geschlendert und haben nebenbei ein paar Fragen gestellt.

Was gefällt Ihnen an Ihrer  neuen Stelle als Pilgerpastorin und Referentin für Kirche im Tourimus? 
"Dieses Aufgabenfeld führt viele Erfahrungen zusammen, die ich bisher gemacht habe. Als Pastorin auf Spiekeroog 2008 - 2011 hatte ich eine kleine Ortsgemeinde, die das ganze Jahr über von einer großen Urlaubergemeinde ergänzt wurde. Ich habe gerne jeden Sonntag mit der Gemeinde und den vielen Urlaubern ‚kleine Kirchentage‘ gefeiert. Ebenso wichtig war es, Nischen zu finden, in denen die Insulaner einmal unter sich sein konnten. 2011, zurück auf dem Festland, wurde ich Pastorin in Osteel, das am Pilgerweg „Schola Dei“ liegt. Da hatten wir regelmäßig Pilgergruppen quasi auf der Durchreise im Gottesdienst, die nach der Predigt mit einem Pilgersegen zur nächsten Etappe aufgebrochen sind. Das war für die Gemeinde erst mal ungewohnt. Aber diese Erfahrung hat viel gemacht mit meinem Kirchen- und Gemeindebild."

Was haben Sie denn für ein (Wunsch-)Bild von Kirche und Gemeinde?
"Ich war die letzten beiden Jahre als Assistentin am Lehrstuhl für Praktische Theologie in Greifswald tätig. Die Diskussionen über Kirchentheorie und Kirchenbild am Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung (IEEG) waren eine wichtige Reflexion meiner  praktischen beruflichen Erfahrungen. Die Praxis hat mir gezeigt, man muss offen sein für die, die einfach nur mal bei uns Station machen wollen. Und dazu müssen wir selber auch beweglich bleiben. Ich habe zum Beispiel den Pilgerweg mit meinem damaligen Kirchenvorstand auch gemacht - per Rad - und es war hilfreich für uns, selber in die Rolle des Pilgers, des Weiterziehenden, zu schlüpfen. Das Kommen und Gehen selber zu erfahren."

Wie werden Sie die ersten Monate gestalten?
"Ich will die Region erstmal kennenlernen. Die vielen Radwege sind mir hier  schon aufgefallen. Die erste Zeit werde ich brauchen, um wahrzunehmen, Leute kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen". 

Was ist Ihnen wichtig bei Ihrer Arbeit?
"Ich möchte noch mehr von dem, was wir in "Kirche im Tourismus" und auch beim Pilgern schon tun, sichtbarer und erlebbarer machen in der Kirche vor Ort. Mir geht es darum, Denkbarrieren abbauen: Hier die "klassische" Kirche und dort die "Urlaubskirche". Das sollte mehr ineinander fließen."

Wie sieht das konkret aus?
"Im Grunde ist die neue Aufgabe für mich ein Seitenwechsel: Bislang stand die Organisation der Angebote für Touristen in den Gemeinden vor Ort im Vordergrund. Jetzt habe ich Zeit, die Themen Tourismus und Pilgern stärker inhaltlich zu reflektieren und z.B. die jährlichen Thementage für Vertreter aus Kirche und Tourismus selbst zu gestalten. Darauf freue mich sehr. Ich verbinde gern das theologische Arbeiten mit praxisnaher Umsetzung.“

Hintergrund: 
Als Referentin für Kirche im Tourismus in der Region West ist Annette Lehmann vom Emsland über Osnabrück bis Nienburg zuständig für offene Kirche, den Kontakt zwischen den Tourismus-Verbänden und den Kirchengemeinden sowie für Fortbildungen für Kirchenführer und alle im Bereich von Kirche und Tourismus Tätigen. 

Als Pilgerpastorin bildet sie Pilgerbegleiter, Pastoren und Diakone aus, hält Vorträge und organisiert Tagungen zum Thema. Auch die Unterstützung von Pilgerwegen im Bereich der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover gehört zu ihren Aufgaben.

Die gebürtige Hannoveranerin studierte Theologie in Göttingen und ging zum Vikariat nach Deutsch-Evern bei Lüneburg. An das Vikariat schloss sich ein Jahr in Mediasch in Rumänien an. Dort arbeitete sie mit einem Team von vier Pastoren, das 43 Gemeinden der noch im Land lebenden deutschsprachigen Lutheraner betreute. Ihre erste Pastorenstelle hatte sie in Melle-Buer bei Osnabrück inne.

Die Einführung von Annette Lehmann in ihr neues Amt wird mit einem Gottesdienst am Freitag, 15. Februar um 14 Uhr in der Kreuzkirche, Kreuzkirchhof Hannover, gefeiert.

(Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Osnabrück, Brigitte Neuhaus)

 

Stadtpilgerweg "Spur des Friedens" zum Download