Ein Afrikanist für den KDA
Benjamin Sadler ist seit 1. Oktober neuer Referent für den kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) im Haus kirchlicher Dienste in Hannover. Sein Büro hat er aber in Osnabrück, in einer Bürogemeinschaft mit dem Frauenwerk, der Öffentlichkeitsarbeit für den Sprengel und der Ev. Erwachsenenbildung (eeb). Das macht Sinn, denn er ist vor allem zuständig für die Wirtschaftsregion Osnabrück, zu der auch die Grafschaft Bentheim und das Emsland gehören. Sadler tritt die Nachfolge von Nicole Beckmann an, die Anfang September die Leitung des Referats Wirtschaft-Arbeit-Soziales im Dezernat Bildung in der Evangelischen Kirche in Kurhessen-Waldeck übernahm.
Warum Kirche?
„Wäre ich in ein Wirtschaftsunternehmen gegangen, würde ich nur die Interessen dieses einen Unternehmens vertreten. Im KDA geht es um die Interessen vieler verschiedener Menschen,“ sagt Benjamin Sadler, den an der Aufgabe im KDA die Vielseitigkeit reizt. Sadler ist seit seiner Jugend kirchlich engagiert. Bereits als 13-Jähriger betreute er Grundschulkinder, später gehörte er zu den Teamern des Konfirmanden-Unterrichts und war in der Probstei-Jugend seiner Heimatstadt Braunschweig tätig. Gemeinsam mit anderen Jugendlichen organisierte er Freizeiten nach Taizé und lernte Gremienarbeit kennen. Angeregt durch die Partnerschaft der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Braunschweigs mit der Evangelisch-lutherischen Kirche in Namibia (ELCIN) ging Sadler nach dem Abitur für ein Jahr nach Namibia. „Ich wohnte im Pfarrhaus und später im Gästehaus der Gemeinde direkt neben der Kirche“, erzählt der heute 28-Jährige. „Auf diese Weise bekam ich das Gemeindeleben sehr direkt mit.“ Eine ganz neue Erfahrung war für ihn, dass dort neue Kirchen gebaut werden, weil die bisherigen für Andrang im Sonntagsgottesdienst zu klein sind.
Studium in Chemnitz und Leipzig
Nach seinem Namibia-Aufenthalt studierte Sadler Europa-Studien an der Technischen Universität Chemnitz. Der Bachelor-Studiengang kam seinen breit gefächerten Interessen entgegen, denn er vereint Politik, Geschichte, Wirtschaft, Recht, Geografie und Kulturwissenschaften. Einen besonderen Fokus legte Sadler auf die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Europäischen Union (EU) und den Afrikanischen Staaten, besonders der Southern African Development Community (SADC), die einen Binnenmarkt und Handel über Grenzen hinweg im südlichen Afrika anstrebt. Nach dem Bachelor wechselte Sadler nach Leipzig, wo er einen Master in African Studies erwarb.
Während des Europa-Studiums machte er ein dreimonatiges Praktikum im Büro des Beauftragten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Brüssel. „Dort bekam ich einen Einblick in die kirchlichen Strukturen“, berichtet Sadler. „Die Interessenvertretung setzt sich für die Belange der EKD auf EU-Ebene ein und sie vertritt die Interessen der Schwachen und Bedürftigen weltweit. Dabei sind die anderen Kirchen die wichtigsten Partner, seien es Jesuiten oder Mennoniten. Die Ökumene spielt ein große Rolle.“
Während des Studiums gab Sadler Kurse u.a. interkulturelle Trainings für Studierende der Wirtschaftswissenschaften an der Universität. In Chemnitz arbeitete er als Mitarbeiter der Fraktion der Grünen im Stadtrat. Dort begleitete er die Entscheidungsprozesse im Stadtrat, bearbeitete Anfragen und schrieb Anträge. „Dabei habe ich gelernt, zu diskutieren und andere Positionen aushalten zu können. Sich in andere hineinzuversetzen, zu verstehen, wieso sie so denken, auch wenn ich ihre Ansichten nicht teile“, so Sadler.
Wie geht es in Osnabrück und der Wirtschaftsregion weiter?
Kontaktpflege und neue Kontakte aufzunehmen gehört nun zu den ersten Aufgaben von Sadler. Verbände und Gewerkschaften, Unternehmen und Betriebe werden seine Gesprächspartner sein. Auch Vorträge und Workshops in Gemeinden wird er halten. Eine erste Anfrage fand er bereits vor: Er wird in einem Männerkreis zum Thema Work-Life-Balance sprechen. „Darüber habe ich besonders gefreut“, so Sadler. „Solche Gemeinde-Veranstaltungen sind auch für mich eine Chance, zu erfahren, was die Menschen hier bewegt und welche Themen in der Region oben auf liegen.“
Benjamin Sadler privat
Sadler zieht gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin nach Osnabrück. Privat spielt er gern Doppelkopf und schreibt und redigiert Wikipedia-Artikel. Er fährt Farrad und trinkt lieber Kaffee als Tee und fühlt sich bereits wohl als jüngstes "WG-Mitglied" der Bürogemeinschaft in der Arndtstr. 19.
BU: Benjamin Sadler ist seit 1. Oktober neuer Referent für den kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) in der Wirtschaftsregion Osnabrück. Foto: B.Neuhaus.