„Er konnte das Wort Gottes in Bilder, Klänge, Töne und Farben verwandeln. Malen. Fabulieren. Musizieren. Zaubern. Jonglieren“. (Landessuperintendentin Dr. Birgit Klostermeier)
Die Martinskirche in Bramsche war voll besetzt, der Mediendienst der Ev. Jugend Bramsche übertrug den Gottesdienst zur Verabschiedung von Superintendent Hans Hentschel live – samt Kamerakran und –mann auf der barocken Empore. Und geboten wurde ein „best of Kirche“ über gut 2,5 Stunden: Klare Worte, tiefe Inhalte, Humor, Bilder und Musik zum Zuhören und mitsingen.
"Hänschen klein" als Begleitmeldodie des Lebens
Über das Kinderlied „Hänschen klein“ predigte Hans Hentschel, virtuos begleitet von Jakob Gronemann am Klavier. Mit seinen Improvisationen zur Melodie des Kinderliedes von heiter über melancholisch und dramatisch, von beschwingt zu verjazzt, untermalte er auf geniale Weise die Worte Hentschels: „Denn alle Wege in die und in der Welt sind immer von Gott begleitet“. Stock und Hut behüten und leiten auf allen Wegen, in allen Lagen, so der scheidende Superintendent.
"...dem Evangelium menschlich nachfolgen"
An „Hänschen, das in die Welt auszog“, knüpfte Landessuperintendentin Dr. Birgit Klostermeier in ihrer Ansprache an. „Der Kirchenkreis wird dich vermissen, unsere Ephorenrunde auch, wir werden Deine besondere Weisheit in Genie und Chaos vermissen. Deine Leidenschaft, dem Evangelium so menschlich nachzufolgen und es unter die Leute zu bringen“, betonte die Regionalbischöfin, die feinsinnig und einfühlsam auch auf die Herausforderungen des kirchenleitenden Amtes als Superintendent einging. Seine erste Krawatte habe Hans Hentschel sich gekauft, als er Superintendent geworden sei, so die Landessuperintendentin. Weil seine Frau Hille und die Tochter es ihm gesagt hätten. Überhaupt Hille: Die Landessuperintendentin buchstabierte ihren Namen neu und erntete langen Applaus: Hilfe In Erster und Letzter Not. "Mit der Krawatte kommt auch die Bürde, Konflikte zu händeln, auch mal Fehler zu machen, eigentlich doch lieber den Frieden zu wollen. Und die Menschen zu lieben“, erinnerte Dr. Birgit Klostermeier. Und weiter: „In Bramsche stehen Haus und Garten offen. Und zwar wirklich für alle. Es gibt Gastfreundschaft und klare Worte, wenn die Bürgermeister kommen. Literatur und Wein im Sommer für alle, die wollen. Und der Segen zum Schluss“.
Mit Sinn für das, was dran ist
Hentschel habe einen Sinn für das, was eigentlich dran sei, so Klostermeier: „1985 schon fragt er, ob die Anschaffung eines Computers nicht von der Landeskirche finanziert werden könne. Dies sei, so erhält er die Antwort, `keine pfarramtstypische Einrichtung‘“. Lautes Gelächter in der Kirche. „Als der Superintendent in den letzten Jahren E-Bikes als Dienstfahrzeuge für seine Leute kaufen will, findet er eben Wege,“ kommentierte Birgit Klostermeier diese Facette Hentschels. Seine „Fähigkeit zur Selbstironie und Selbstdistanz“ habe ihm geholfen und auch: „das Ehrlichsein, bisweilen deftig und nicht zitationsfähig“, so die Regionalbischöfin weiter. Gut, dass uns der Sonntagsmaler `Du fragst - Hans antwortet‘ erhalten bleibe, beschloss sie mit feiner Ironie ihre Ansprache. „`Kommt Trump in den Himmel?‘ Manche wenige wissen die Antwort. Gut, sie fragen zu können.“
Die Grußworte griffen die verschiedenen Facetten Hentschels wieder auf. „Fröhlich sein und Narben riskieren“, umschrieb Carsten Krabbenhöft für den Kirchenkreis dessen Lebensmotto. „Du wärest auch als Entertainer sehr erfolgreich gewesen. Für den Kirchenkreis Bramsche warst Du ein Glücksfall“, gab ihm Heiner Pahlmann, Bürgermeister von Bramsche, im Namen aller Ortsbürgermeister*innen mit auf den Weg. Ein Poesiealbum der Mitarbeitenden des Kirchenamtes gab es von dessen Leiter Detlev Kusserow. Gesungenen Segen schenkten die Martinsgemeinde, der Jugendchor und die Pastor*innen aus der Kirchenkreiskonferenz. Die Kollegen Superintendenten griffen zur Gitarre und blickten musikalisch auf das Tun und Sein des Superintendenten zurück. Der katholische Priester erinnerte, mit welcher Leichtigkeit ihm „der Sonntagsmaler“ die Reformation erläutert habe: „Da ist mir das Herz aufgegangen“, so Klaus Heinrich Rahe.
„Wir verabschieden heute einen echten Typen“, fasste Pastorin Anke Kusche am Ende der Grußworte zusammen. Die Bilder, die der Mediendienst dazu ausgewählt hatte, konnten das nicht besser illustrieren.
Und Hans Hentschel? Hat – das letzte Wort natürlich– und zwei Einträge aus seinem Poesiealbum für die Gäste parat. Den von seiner Mutter, ganz vorn auf Seite drei: „Hab Sonne im Herzen. Dort ist sie genauso wichtig, wie im Himmel“. Und den seines Lehrers: „Wer heute entbehrt, kann morgen finden“.
Alles Gute für den Ruhestand!
(Text und Fotos: Brigitte Neuhaus / Öffentlichkeitsarbeit Sprengel Osnabrück)