Osnabrück wird der 7. Friedensort in der Landeskirche Hannovers
“Wir wollen mit Ihnen ausloten, was es heißt, evangelische Kirche in der Friedensstadt Osnabrück zu sein“, begrüßte Joachim Jeska, Superintendent im Kirchenkreis Osnabrück über 40 interessierte Vertreterinnen und Vertreter aus Stadtgesellschaft und Kirchengemeinden. Passender Ort für das erste „Kirchliche Laboratorium“ war der Ledenhof, Sitz der Deutschen Stiftung Friedensforschung. Landessuperintendentin Dr. Birgit Klostermeier erinnerte daran, dass am selben Ort vor knapp drei Jahren die Synode, das Parlament der Landeskirche, mit einer Arbeitsgruppe getagt hatte. Die damaligen Beratungen der Landeskirche hatten zu dem Beschluss geführt, sich als Kirche für den gerechten Frieden einzusetzen. „Dieser Frieden schließt ökonomische, ökologische und soziale Gerechtigkeit als Grundbedingung ein“, so Klostermeier. „Was können wir als Kirche dazu beitragen, diesen Diskurs zu initiieren und zu begleiten?“ umschrieb sie die Funktion des „Kirchlichen Laboratoriums“, das am vergangenen Wochenende innerhalb der Landeskirche als 7. Friedensort startete.
Weites Themenfeld
Für den inhaltlichen Input sorgten zunächst zwei Gastbeiträge. Den ersten lieferte Prof. Dr. Ulrike Link-Wieczorek (Oldenburg), die in ihrem Vortrag „Theologie der Versöhnung“ drei Dimensionen ansprach: Die Versöhnung zwischen Gott und Mensch, zwischen den Menschen untereinander und die mit sich selbst. Keine Dimension gelinge ohne die beiden anderen. Versöhnung sei ein andauernder Prozess, bei dem es immer um die Wahrnehmung von Schuld und um die Anerkennung differenzierter Perspektiven gehe, so die Professorin. Die Verhältnisse von „Kirche und Stadt – Stadt und Kirche“ beleuchtete Prof. Dr. Christopher Zarnow aus Berlin. Er differenzierte das Verhältnis von Kirche in der Stadt nach Bezugsebenen, darunter der sichtbaren, der politisch-administrativen, der sozialen und der diskursiven (medial wahrnehmbaren) Ebene. Die Stadt machte er zum einen als „religionsproduktiven Ort“ aus, in dem religiöse Experimente, alternative Gemeindegründungen und Sonderpfarrämter Raum haben; zum andern sei die Stadt „Ort beschleunigter Säkularisierung“.
Wunder Punkt als "Wunderpunkt"
Das Themenfeld für den kommenden Tag war damit aufgemacht. Zum „Sondieren, Impulse Setzen und zum kreativen Diskurs“ hatten Kirchenkreis und Institut für Ev. Theologie der Universität Osnabrück eingeladen und so ging es zunächst um die Anwesenden selbst, ihr Berufsfeld und biografischer Zugang zur Friedensarbeit. Die kurzen Statements brachten Intensität in die Gruppe. Nähe und Distanz zum Zentrum der Stadt wurden deutlich sowie der Blick für Partner, die im Netzwerk noch fehlen. „Verletzungen einer Stadt“ wurden benannt und der Begriff „Wunde( r)punkt“ entwickelte sich in seiner doppelten Bedeutung zu einem Wegweiser mit Lust zum Weiterdenken.
Wie geht es weiter mit dem 7. Friedensort?
Mit einer halben Pfarrstelle unterstützt die Landeskirche das „Kirchliche Laboratorium Friedensstadt Osnabrück“ für drei Jahre. Die zweite halbe Stelle finanziert der Kirchenkreis Osnabrück. Sie soll im Januar besetzt werden und bis 2023, dem 375-jährigen Jubiläum des Westfälischen Friedens laufen, so Joachim Jeska, Superintendent des Kirchenkreises. Das „Friedenslabor“ ist im Gegensatz zu den anderen sechs, bereits bestehenden Friedensorten in der Landeskirche Hannovers kein festes Gebäude oder Kommunikationszentrum, sondern eher ein Arbeitskonzept. Im Sinne eines „Laboratoriums“ wird man auf feste Arbeitsgruppen verzichten. Manches wird weitergären, manches liegen bleiben und einiges konkret angegangen. Ein Ziel ist benannt, der Weg dahin bleibt Experiment, so, wie im Labor eben gearbeitet wird.
Das Fazit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Auftakt war durchweg positiv – im Blick auf die Methode und die Inhalte. Ein „Wunderpunkt“, der Hoffnung und Kräfte freisetzt, ist gesetzt und wird als solcher weiterwirken.
(Brigitte Neuhaus, Öffentlichkeitsarbeit Sprengel Osnabrück)