"Von der Lebenskunst, für sich zu sorgen" - Was gibt uns Kraft zu widerstehen und zu überleben? Im Rahmen der Ausstellung „Die Tänzerin von Auschwitz“ hatte die St. Katharinengemeinde zu einer Matinee mit Landessuperintendentin Dr. Birgit Klostermeier eingeladen. In drei Schritten – sich sorgen, sich unterbrechen lassen, sich verbinden – näherte sich die Regionalbischöfin dieser Frage und legte dabei ihre Sicht auf die Geschichte vom Kämmerer aus Äthiopien (Apg. 8) dar. „Sich sorgen ist zunächst ‚suchen und fragen‘“, so Klostermeier. Damit verweise die „Sorge“ immer auch auf die Bezogenheit und das Angewiesen-Sein des Menschen auf andere. Der Kämmerer aus Äthiopien habe gefragt und gesucht, was über unsere Welt hinausweise und deshalb den Gott in Jerusalem anbeten wollen.
Auf seinem Heimweg – ausgestattet mit einer für ihn unverständlichen Schriftrolle des Propheten Jesaja – habe er sich vom Apostel Philippus unterbrechen lassen. Sich von außen unterbrechen zu lassen, könne eine Hilfe sein, die eigenen Mechanismen und Sackgassen des „Sorgens“ zu erkennen und sich anders wahrzunehmen, führte Klostermeier aus. Seine Bereitschaft, sich (neu) zu verbinden und in die Geschichte Gottes hineinnehmen zu lassen, äußerte der Kämmerer in dem Wunsch, sich taufen zu lassen. Danach „zog er fröhlich seine Straße“, so erzählt die Geschichte. In der Bereitschaft nach Verbindung, drücke sich die Sehnsucht des Menschen nach Sinn aus, danach, zu wissen „wozu ich da bin“, so Klostermeier.
Bei Roosje Glaser, der „Tänzerin von Auschwitz“, sei diese Verbundenheit in ihrer Liebe zur Musik, zu Rhythmus, zum Raum und der eigenen Körperbewegung zu finden, die ihr den „inneren Freiraum“ und die Willenskraft zum Überleben verschafft hätten, vermutete Klostermeier.
In den Gesprächspausen zwischen den einfühlsamen Improvisationen von Kirchenkreiskantor Arne Hatje am Flügel brachten die Zuhörer*innen ihre Stichworte ein, moderiert von Pastor Otto Weymann. Die erste „Matinee unterm Turm“ schloss mit heiter-schwungvollen Klängen, die ihre Besucher im besten Sinne „fröhlich auf die Straße“ schickten. Im November soll es mit der Matinee weitergehen, kündigte Weymann an.
Die Ausstellung ist noch bis zum 25. August zu sehen.
(Öffentlichkeitsarbeit, Sprengel Osnabrück)