Rund 40 Menschen aus dem Sprengel Osnabrück tauschen sich über neue Kirchenführungskonzepte aus
Martin Tews zeigt mit einem Laserpointer auf das Portal der Matthäuskirche im Osnabrücker Stadtteil Sonnenhügel. Er erklärt seinen rund 40 Kolleginnen und Kollegen die Besonderheiten der Kirche - zum Beispiel das Mosaik, das über der Eingangstür des Gebäudes aus den Sechziger Jahren angebracht ist. Begonnen hatte der Thementag in der Thomaskirche in Osnabrück-Dodesheide. Bereits hier konnten die Teilnehmer entdecken, dass Kirchenführung oder -pädagogik viel mehr bedeutet als Jahreszahlen aufzuzählen. Touristen und Schulklassen sollten vielmehr selbst das Leben und die Geschichte einer Kirche entdecken und eigene Erlebnisse und Erfahrungen damit machen – so das Anliegen der Kirchenführer. Der 44-jährige Tews hat gerade seine Prüfung zum Kirchenführer absolviert und nun seinen ersten offiziellen Einsatz. "Ich habe mich schon immer für Kirchen interessiert, für ihre Architektur, ihre Akustik, und als Ort der Stille", sagt der studierte Kunsthistoriker. Deshalb hat er in den vergangenen 14 Monaten mehrere Wochenenden mit der Ausbildung verbracht.
Tews ist einer von insgesamt rund 40 Kirchenführern, -öffnern und –wächtern aus dem Sprengel Osnabrück und den angrenzenden Kirchenkreisen, die jetzt am Thementag der Evangelisch-lutherischen Landeskirches Hannovers in Osnabrück teilgenommen haben – darunter auch Landessuperintendentin Dr. Birgit Klostermeier, die in der Thomaskirche die Andacht hielt. Einmal im Jahr organisiert Pastorin Amélie zu Dohna, Referentin für Kirche im Tourismus, die Veranstaltung. "Uns geht es um eine Vernetzung, um ein Gespräch zwischen Kirche und Tourismus und darum, über Fortbildungsmöglichkeiten und Kirchenführungskonzepte zu informieren“, sagt zu Dohna.
Kirchen liefern unterschiedliche Zeugnisse der Geschichte, der Kunst-, Kultur- und Religionsgeschichte einer Stadt – und genauso unterschiedlich sind die Weisen, sich eine Kirche zu erschließen. In einem Workshop mit der Reformationsbeauftragten Brigitte Neuhaus ging es bei dem Thementag darum, wie Menschen sich durch das Erzählen bei Kirchenführungen selbst einbringen können. Pastor Matthias Hülsmann aus dem Religionspädagogischen Institut in Loccum und Diakon Klaus Stemmann aus dem Haus kirchlicher Dienste in Hannover referierten zu den Themen Kirchenpädagogik und Kirchenführungsausbildung.
Kirchen sind prägende Bauwerke für die Silhouette eines Ortes. Viele Menschen identifizieren sich mit der Kirche ihres Wohnortes – auch wenn sie nicht an den Veranstaltungen teilnehmen, die darin stattfinden. Die Besonderheiten der Räume zu vermitteln, das haben sich die Teilnehmer des Programms - wie Martin Tews - zur Aufgabe gemacht.
Der nächste Thementag Kirchenführung findet im März kommenden Jahres statt.