„Erinnerung heilen – Jesus Christus bezeugen“

Nachricht Osnabrück, 14. März 2017

Landesweiter Buß- und Versöhnungsgottesdienst „Healing Memories“ in Osnabrücker Katharinenkirche

„Nein, du gehörst nicht zu uns. Du bist doch evangelisch.“ Das hat in meiner Schulzeit eine Ordensfrau zu mir gesagt, als ich meine katholische Freundin beim Zeitungsaustragen vertreten wollte.

Das ist nur ein Zitat aus den Erzählcafés, die seit dem vergangenen Herbst im gesamten Sprengel Osnabrück anlässlich des 500-jährigen Reformationsgedenkens geöffnet sind. Sie zeigen, welche Wunden die Spaltung der Kirchen aufgerissen haben.

Der Gottesdienst in der Osnabrücker Katharinenkirche am Sonntag hat die Ökumenische Verbundenheit in einer Vielfalt von Konfessionen gezeigt – er wurde getragen von den Kirchen der Evangelischen Konföderation, den katholischen Bistümern in Niedersachsen und unter Beteiligung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen von Niedersachsen und Osnabrück. Das Wissen umeinander und das Verständnis füreinander sind auch in Niedersachsen gewachsen.

Versöhnung – das war ein zentrales Thema des Gottesdienstes, genauso wie die Dankbarkeit.

„Wir danken Gott für die geistlichen, die theologischen und die ethischen Impulse der Reformation, die wir in der katholischen Kirche teilen können. Ich nenne die Wertschätzung des Wortes Gottes und der Heiligen Schrift. Ich nenne die Rechtfertigungslehre: Es ist auch für die katholische Kirche wichtig zu erkennen, dass ein Mensch nicht aus Werken des Gesetzes, sondern aus dem Glauben an Jesus Christus gerechtfertigt wird. Wir sehen das Engagement so vieler Männer und Frauen in den evangelischen Gemeinden als lebendiges Zeugnis des Glaubens. Wir schätzen die intensiven Diskussionen und die verantwortungsvollen Entscheidungsprozesse in den Synoden. Wir sind beeindruckt von dem starken Einsatz der evangelischen Kirche in der Diakonie, in unserem Land und auf der ganzen Welt. Vieles wäre noch zu nennen. Liebe evangelische Glaubensgeschwister: Wir danken Gott, dass es Sie gibt und dass Sie den Namen Jesu Christi tragen“, sagte Bischof Bode.

„Wir danken Gott für das Glaubenszeugnis der katholischen Kirche. Wir sehen, dass sie im wahren Sinn des Wortes eine Weltkirche ist, die Nationen, Sprachen und Kulturen verbindet. Wir schauen voll Achtung auf die Liebe zur Liturgie, die in der katholischen Kirche gepflegt wird. Wir schätzen die besondere Aufmerksamkeit für die Überlieferungen des Glaubens, Bekennens und Denkens, die die Geschichte der Christenheit und so auch unsere Geschichte geprägt haben. Wir wissen uns herausgefordert, unser eigenes Verständnis von Kirche und Kircheneinheit, von Ordination und Amt im Dialog mit der katholischen Theologie zu vertiefen. Wir sind beeindruckt vom caritativen Dienst der katholischen Kirche in unserem Land und auf der ganzen Welt“, so Landesbischof Ralf Meister.

Dass dieser bewegende Gottesdienst in Osnabrück stattfand, das hat mir der Geschichte der Stadt zu tun. Seit der Reformation ist sie geprägt von einem besonderen Verhältnis protestantischer und katholischer Christen, das im Westfälischen Frieden von 1648 für Stadt und Landkreis festgeschrieben wurde, sagte Landessuperintendentin Dr. Birgit Klostermeier. Seither habe sich ein intensives Miteinander in ökumenischer Vielfalt entwickelt. Klostermeier berichtete auch von dem gemeinsamen Projekt „Wir erzählen Konfessionen.“ In den „Erzählcafés“ verabreden sich Menschen und erzählen einander Geschichten: von Verletzungen und Brüchen im Umgang mit der anderen Konfession, aber auch von Annäherung und Verständigung, die bis heute Leben und Beziehungen einzelner Menschen und ganzer Familien prägen. Sie werden noch das ganze Jahr über fortgesetzt.