Das Zelt hat sich Friedrich Selter mit 17 Jahren vom ersten selbstverdienten Geld durch Orgel spielen gekauft. Für das kommende Wochenende, vom 12. bis 14. August, kommt es wieder zum Einsatz. Auch das Fahrrad hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel und mit beidem bricht Regionalbischof Selter am Freitagnachmittag Richtung Alfsee auf. Auf die Strecke von rund 40 km freut sich der passionierte Radfahrer, der bereits viele Wege im Osnabrücker Land kennt. Am Alfsee besucht er „Kirche Unterwegs“, die nach coronabedingter Pause erstmals wieder ihr Zelt am Glockenturm auf dem Campingplatz aufgeschlagen hat. Drinnen, aber vor allem draußen, werden während der Sommerferien Gottesdienste und Andachten, offenes Singen, Bastelaktionen und Gute-Nacht-Geschichten für die Camper angeboten.
Regionalbischof hält Predigt beim Zeltgottesdienst am Sonntag
„Ich bin einfach gern draußen und habe richtig Lust, mein altes Reiserennrad mal wieder mit Zelt und Schlafsack zu bepacken. Vor allem bin ich neugierig, wie ‚Kirche Unterwegs‘ heute wahrgenommen wird. Den besten Einblick bekomme ich, wenn ich es selber erlebe und mich persönlich einbringe“, sagt der Regionalbischof. Friedrich Selter wird beim offenen Singen mit Diakon Uwe Schlaak aus Bramsche mitmachen, sich die Kreativ-Angebote anschauen und am Sonntag um 18 Uhr die Predigt beim Zeltgottesdienst halten. An diesem Wochenende geht es ums Feiern mit Jesus. Zu der biblischen Geschichte von der Hochzeit zu Kana gibt es eine passende Bastelaktion. Außerdem bekommt die „Kirche im Bau“ farbige Konturen: Fenster, Türen, Dach. In den letzten Wochen ist diese Kirche gewachsen, weil alle Camper-Kinder in wechselnder Besetzung mit Draht, Kleister und Papier daran mitgewerkelt haben, berichtet Pastorin Annette Lehmann, Referentin für Kirche und Tourismus im Haus kirchlicher Dienste und in diesem Jahr donnerstags bis sonntags vor Ort am Alfsee. „Die Angebote sind in den vergangenen Wochen gut angenommen worden, in unseren Gottesdiensten waren bis zu 70 Besucher*innen. Aber seit letztem Wochenende merkt man einen Einbruch, in Nordrhein-Westfalen geht die Schule wieder los“.
Angebot der Landeskirche während der Sommerferien
„Kirche Unterwegs“ ist – seit mehr als 50 Jahren – ein Angebot der Landeskirche Hannovers während der Sommerferien auf rund zehn Campingplätzen in Niedersachsen, darunter Sahlenburg, Otterndorf, Harlesiel und Alfsee. Das Programm vor Ort wird gemeinsam von ehrenamtlichen Teamern verantwortet, die im Frühjahr an zwei Seminarwochenenden dafür geschult werden und im Sommer jeweils für zwei Wochen auf die Campingplätze gehen. „Allerdings zeichnete sich schon vor Corona ab, dass es zunehmend schwierig wird, Ehrenamtliche zu finden, die auf diese Art zwei Wochen ihres Urlaubs verbringen“, erläutert Pastorin Annette Lehmann. „Am Alfsee erproben wir nun ein Konzept, bei dem es möglich ist, sich für einen kürzeren Zeitraum einzubringen.“ Sie arbeitet dabei mit dem Diakon der Kirchengemeinde vor Ort, Uwe Schlaak, zusammen. Das sei vielversprechend, denn einige Ehrenamtliche hätten sich so schon eingebracht. „Ich hoffe, dass hierdurch eine größere Vielfalt ermöglicht wird und wir das Angebot auch 2023 wieder starten können“.