Ingrid Philipp war gut zehn Jahre als ehrenamtliche Sprengelbeauftragte für die Arbeit mit Frauen tätig. Wobei sie den Begriff „Ehrenamt“ nicht so schätzt. „Für mich ist es eine freiwillige Tätigkeit, für die ich gern Verantwortung übernehme“, stellt sie im Interview klar.
Seit Anfang der 80er Jahre ist die heute 70-Jährige in der Frauenarbeit aktiv. Damals angesprochen von dem Ortspastor, baute die studierte Sozialpädagogin in ihrer Gemeinde einen neuen Kreis für „jüngere Frauen“ auf und leitete ihn zehn Jahre lang. Nach einer überstandenen schweren Erkrankung machte Ingrid Philipp bei der Landeskirche die Ausbildung zur geistlichen Begleiterin. „Ich habe damals selbst Seelsorge und gute geistliche Hilfe erfahren, wollte etwas weitergeben und auch selbst weiter auf dem Weg bleiben“, sagt die Lehrerin im Ruhestand. „Sofa ist nicht meins“.
Als Herausforderung hat Ingrid Philipp immer die Vermittlung von Sprachfähigkeit und Begeisterung für den Glauben verstanden. „Diese Aufgabe bleibt die wichtigste für Kirche“, ist sie überzeugt. „Was heißt es heute, sich als Christin zu verstehen, sprachfähig für den eigenen Glauben zu sein, Gemeinschaft zu suchen und gestalten – diese Fragen haben mich immer angetrieben“.
Wenn Ingrid Philipp zurückschaut, waren es vor allem die jährlichen Sprengelfrauentage mit kreativen Themen und erlebter Unterschiedlichkeit, die sie in ihrer Arbeit inspiriert und bereichert haben. „Mit Menschen und Frauen zusammen zu sein, bedeutet für mich Erfüllung“. Aber: die Beteiligung sei rückläufig, die Gemeinschaft breche ab. Kirchliche Angebote seien nur noch eines unter vielen, Lebensformen und Einstellungen ändern sich, die Relevanz des Glaubens für die eigene Lebensweise sowieso, skizziert Ingrid Philipp die Entwicklung aus ihrer Erfahrung. Dass es trotzdem wichtig ist, Kontakträume und Anlässe zur Begegnung und Austausch zu schaffen, weiß die ausgebildete Telefonseelsorgerin.
Ungebrochen gut laufen Pilgertouren und Oasentage, es gibt Wartelisten. „Das ist erfülltes Tun. Und es zeigt, wie wichtig kirchliche Angebote sind, die es Frauen erlauben, sich in einer geschützten Gruppe zu bewegen und sich fallen zu lassen. Die Sehnsucht der Menschen nach Besinnung, Ruhe und Spiritualität ist da und sie bleibt“, ist Ingrid Philipp sicher.
Ihren "Antrieb" in all den Jahren fasst sie in diesen Vers: 'Dass ich die Liebe, von der ich leb', liebend an andere weiter geb'.
Susanne Paul, in der Landeskirche Hannovers Pastorin für die Arbeit mit Frauen, hatte den Nachmittag mit einem Impuls zum Thema "Berührung " begonnen und nach Erfahrungen gefragt. Von Bildern über zerstörte Städte in der Ukraine über den ersten Gemeindegesang nach langen Monaten, dem neugeborenen Enkelkind oder einem unerwarteten Brief reichten die jüngsten "Berührungs-Erfahrungen" der Frauen. Sie spiegelten die verschiedenen Dimensionen von Berührung wider, die Pastorin Paul weiter ausführte.
(Bild und Text: Öffentlichkeitsarbeit Sprengel Osnabrück, Brigitte Neuhaus)