Die erste Begegnung mit einer geflüchteten Mutter und ihrer Tochter hatte Regionalbischof Friedrich Selter vor Wochen spät abends im Zug aus Hannover. „Da war der Krieg plötzlich ganz nah und verstörend war für mich die eigene Hilflosigkeit angesichts des Leids“. Friedrich Selter will sich ein Bild machen und verschiedene Initiativen vor Ort besuchen. In der Woche vor Ostern war er in einer Einrichtung der Diakonie in Osnabrück. Sehr rasch und unbürokratisch hatte die Diakonie Osnabrück Stadt und Land (DIOS) freistehende Appartements für betreutes Wohnen für Geflüchtete aus der Ukraine hergerichtet. Die Wohnungen liegen in zwei ehemaligen Kasernengebäuden, die aufwendig saniert und für betreutes Wohnen hergerichtet worden sind. Von den 75 von der Diakonie verwalteten Wohneinheiten sind bislang 50 für den geplanten Zweck belegt, nun wurden binnen Tagen 25 Appartements für Menschen aus der Ukraine ausgestattet. „Die spontane Hilfs- und Spendenbereitschaft war überwältigend“, betont Margret Pannen, die die Koordinierung der Arbeiten übernommen hat. „Es sollte wohl so sein“, sagt sie, „seit Februar bin ich im Ruhestand.“ Mit den ersten Bewohnerinnen hat sie im gemeinsamen Aufenthaltsraum Gardinen genäht, dazu seien alle gekommen – einfach, um zusammen zu sein, berichtet sie. Die Dienstleistungs GmbH der Diakonie unterstützt bei der Reinigung, bei der Versorgung der Gäste mit Essen und - entschiedend - mit der erforderlichen IT. So haben die Kollegen kurzfristig einen weiteren Router installiert, um für die Geflüchteten die WLAN-Verbindung zu den Daheimgebliebenen sicher zu stellen. „Die Erleichterung in den Gesichtern zu sehen, als sie wieder eine technische Verbindung zu ihren Lieben zu Hause hatten, das war für mich ein sehr bewegender Moment“, berichtet Marion Nagel von der DIAKO-Dienstleistungs GmbH. Wöchentliche Sprechstunden mit Sozialberatung vor Ort werden über das Café Mandela angeboten, ebenfalls eine Einrichtung der Diakonie. Es geht um Papiere, Anträge, Übersetzung, Arztbesuch, es geht um viele Sorgen.
Regionalbischof Selter unterbrach die kostbare Zeit der Gäste mit der Dolmetscherin und dem Sozialarbeiter des Café Mandela nur kurz und erfuhr dabei die besondere Frömmigkeit der Menschen: „Wir hoffen, dass Sie hier erst einmal ein wenig zur Ruhe und zu Atem kommen. Ich möchte Ihnen sagen, dass wir für Sie und Ihre Familien in unseren Kirchen bei Friedensandachten und Gottesdiensten beten. Wir alle beten für das Ende dieses schrecklichen Krieges.“ Die Worte der Dolmetscherin berührten die im Raum versammelten Menschen sichtbar. Aktuell sind es viele Ältere, da die Wohnungen barrierefrei sind und entsprechend von der Stadt Osnabrück vermittelt werden. Für das Erste haben die Geflüchteten eine gute Bleibe gefunden. Herausforderung bleibt, Verständigung, Ansprechbarkeit, Begegnung und Gemeinschaft dauerhaft zu herzustellen und anzubieten.
In der kommenden Woche besucht Friedrich Selter in Belm ein Angebot, das ökumenisch von den benachbarten Kirchengemeinden auf die Beine gestellt wird. Weitere Besuche sind im ganzen Sprengel geplant. Eine alphabetisch nach Kirchengemeinden sortierte Übersicht der "blau-gelben-Treffpunkte" sowie eine Hilfe-Seite der Landeskirche mit mehrsprachigen Materialien finden Sie in den links.
(Öffentlichkeitsarbeit Sprengel Osnabrück)