„Großes Netzwerk der Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe“
Arne Schipper ist Pastor der Evangelisch-lutherischen Christusgemeinde in Belm und Vorsitzender eines „kleinen Diakonievereins“, der gerade große Wirkung entfaltet. „Schon seit Schülerzeiten ist Diakonie mein Steckenpferd, sozusagen mein Spleen“, sagt er lächelnd. Und er findet, dass sich christlicher Glaube auch in praktischer Hilfe zeigt.
Vor einer Woche haben Ehrenamtliche aus seiner Gemeinde und er gemeinsam mit der katholischen Nachbargemeinde Geflüchtete aus der Ukraine und ihre Gastfamilien zu einem Willkommensfest eingeladen: Gut 70 Menschen sind gekommen. Bierbänke im Sonnenschein, Kaffee und Kuchen und der Austausch gelingt, weil in Belm in den 90er Jahren deutschstämmige Spätaussiedler aus ehemaligen Sowjetstaaten eine Heimat gefunden haben. Sie können sich nun mit den Geflüchteten unterhalten und sie können dolmetschen – auch für Regionalbischof Friedrich Selter, der sich ein Bild vor Ort machen wollte: „Mir ist mir die Situation der Geflüchteten sehr nahe gekommen. Die Haut ist dünn. Wenn das Gespräch auf Odessa oder eine andere Stadt kommt, steigen meinen Gesprächspartnerinnen die Tränen in die Augen. Die Eltern sind noch in der Heimat allen Gefahren ausgesetzt und der Ehemann ist beim Militär. Und zugleich hat mich das Engagement so vieler Belmer Bürger sehr beeindruckt. Hier ist ein großes Netzwerk der Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe entstanden! Gleichzeitig.“
Neben Kaffee und Kuchen ging es um Information: Im Gemeindehaus der Christusgemeinde finden sich eine Kleiderkammer, seit Juli 2021 eine Außenstelle der Osnabrücker Tafel, es gibt Sprachlernkurse und in der im Ortszentrum gelegenen „Anlaufstelle“ Beratung in allen Formular- und Antragsfragen. Und seit dem 1. April zweimal wöchentlich auch den „Treff ukrainischer Familien“. Das ist nur mit viel freiwilligem Engagement und guter Netzwerkarbeit zu schaffen, weiß Arne Schipper, der für sich in der 2. Corona-Welle entschieden hat, das diakonische Profil der Gemeinde und damit „Stärken zu stärken“. Der Diakonieverein ist Träger dieser diakonischen Angebote. Es gibt zwei Mitarbeitende, mehrere Honorarkräfte, die sich um die Sprachvermittlung kümmern, viele Ehrenamtliche im Bereich Haushaltshilfe, außerdem eine Kooperation mit der Diakonie Osnabrück und der politischen Gemeinde Belm. Dort ist das „Belmer Netzwerk“ längst zu einem geflügelten Wort geworden. Es bezeichnet die Fähigkeit, möglichst viele soziale Akteure unterschiedlichster organisatorischer Heimat unter einem Dach zu vereinen und gemeinsam eine große Aufgabe zu meistern. Das ist in der Vergangenheit immer gelungen – vor 30 Jahren, in der Flüchtlingskrise 2015 und auch jetzt wieder.
Foto: Gemeinde Belm/D. Meyer