Die 42. bundesweite Friedensdekade steht unter dem Motto „ZUSAMMEN:HALT“. Ein Leitwort, das sich gerade jetzt als motivierend und tragfähig erweist und unter dem der Friedensort Osnabrück (FO:OS), der Evangelisch-lutherische Kirchenkreis Osnabrück und viele Gemeinden Gottesdienste und andere Veranstaltungen anbieten.
Pastor Matthias Binder vom FO:OS betont die große Bandbreite, die dieses Motto birgt: „Je nachdem, ob ich nach ‚ZUSAMMEN:HALT‘ ein Ausrufezeichen oder ein Fragezeichen setze, kommen völlig unterschiedliche Assoziationen in Gang. Fast drei Jahre Pandemieerfahrungen liegen hinter uns. Russische Truppen sind am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert. Vor diesem Hintergrund und individuell höchst unterschiedlichen und sehr kontroversen Betroffenheiten, höre ich quasi ein Fragezeichen mit ‚ZUSAMMEN:HALT?‘“ Gesellschaftliche Fliehkräfte führten in vielen Bereichen – und in vor Kurzem kaum geahnter Wucht – zu Spannungen, Spaltungen und Konflikten bis hinein in den persönlichen Bereich, so Binder. Die Frage, wie dem zu begegnen sei, beschäftige sehr viele Menschen. Für Meike Jacobs, ebenfalls FO:OS, lautet eine zentrale Frage: „Welche unserer gewohnten Denk- und Deutungsmuster tragen im Moment zu Verhärtungen und Verschärfungen bei? Welche Fragen helfen uns, um einander in Konflikten besser zu verstehen und neu aufeinander zuzugehen?“ Feste Meinungen darüber, wer Recht hat und wer nicht, wer die Guten und wer die Bösen sind, was richtig und was falsch sei, benötigten eine sorgfältige Hinterfragung.
Mit einem Ausrufezeichen versehen – ‚ZUSAMMEN:HALT!‘ – klinge das Motto wieder anders und unterstreiche die Erfahrung im sozialen Miteinander. „Es geht nur zusammen“, betonen Jacobs und Binder. Die große Herausforderung sei nun, so sind sich beide einig, den zahlreichen Entweder-oder-Konstellationen ein Drittes zur Seite zu stellen: das Sowohl-als-auch. „Zahlreiche Erfahrungen aus den Bereichen Konflikttransformation, Mediation und ziviler Friedensarbeit zeigen Wege auf, wie konträre Positionen in gemeinsame Lösungen einfließen können“, hebt Binder hervor.
„Der Doppelpunkt zwischen ZUSAMMEN und HALT lenkt die Aufmerksamkeit auf noch etwas ganz anderes“, sagt Jacobs. ‚HALT‘ habe mehrere Bedeutungen. Zum einen könne man an Sicherheit, Festigkeit und Stabilität denken. Zum anderen habe ‚HALT‘ auch die Bedeutung von stoppen, aufhören, beenden, eine Pause einlegen. In diesem Sinne bedeute ‚HALT‘ zumindest, nicht einfach so weiterzumachen wie bisher. „Zusammen ‚HALT!‘ zu sagen, könnte eine segensreiche Unterbrechung in ermüdende, zermürbende Streitigkeiten und Konflikte bringen“, meint Jacobs.
Der Vielfalt an Fragen und Aktualitäten, an (neuen) Ideen, Einsichten und möglichen Überwindungen wird bundesweit und so auch in Osnabrück gemeinsam im Dekadezeitraum nachgegangen. Sich einzumischen und sich in gegenseitiger Offenheit zusammen auf den Weg für Frieden und Gerechtigkeit zu machen – dazu wird herzlich ermuntert und eingeladen.