Der Generalkonvent des Sprengels Osnabrück beschäftigt sich mit dem Zukunftsprozess
Der Generalkonvent des Sprengels Osnabrück beschäftigt sich mit dem Zukunftsprozess: Kirche – nah am Menschen, das gilt auch innerhalb der Organisation. Dass Nähe auch Reibung bedeuten kann und dass diese Reibung Energie freisetzt, zeigte sich bei der Diskussion zum Zukunftsprozess auf dem Generalkonvent des Sprengels Osnabrück in Quakenbrück am 5. Oktober.
Mit viel Farbe, Schwung und Dynamik stellten die Mitglieder des ZP-Teams, Prof. Hanns-Stephan Haas als Leiter, sowie Anne Wolters und Christopher Lamprecht, der versammelten Pastor:innenschaft die Grundidee, Schritte und Instrumente des Zukunftsprozesses vor. Ein Prozess, den viele Landeskirchen parallel angestoßen haben. Die Notwenigkeit zu Veränderungen haben sie - ähnlich wie auch Unternehmen und Verwaltungen - erkannt. Triebmittel und zentrales Instrument des Zukunftsprozesses der Landeskirche ist die Beteiligungsplattform. „Ohne Ihre Beteiligung geht es nicht“, formuliert Anne Wolter eindeutig.
Diese Beteiligung ist der Knackpunkt. Sie stößt auf Frustration, Ermüdung, Nachwuchssorgen und allgemeine Skepsis auch an der Funktionalität kirchlicher Strukturen. An dieser Stelle setzt der Workshop von Christopher Lambrecht an: „Umgang mit Widerständen“. „Unterschätzen Sie die Kraft von Beteiligungsprozessen nicht“, beantwortet Prof. Haas diese grundsätzlichen Vorbehalte. Die Diskussion bringt Themen zutage, die das ZP-Team so noch nicht auf dem Zettel hatte und dankbar aufnimmt – Stichworte: Sprache und Verständlichkeit, Musik – und erbringt so nebenbei den Beweis, dass Beteiligung sinnvoll und Reibung produktiv ist.
Die andere Kraftquelle von Kirche rief Klaus-Gerhard Reichenheim vom Geistlichen Zentrum Kloster Bursfelde in Erinnerung: „Spiritualität als Quelle für Wandlung“, lautete sein Impulsvortrag. „Da müssen wir noch viel stärker einsteigen“, befindet auch Regionalbischof Selter. Und er setzt auf Wunder, wie er in seiner Predigt deutlich machte: “Ich bin überzeugt davon, dass wir alle, ob altgedient oder erst am Anfang des Berufes, dazu beitragen können, dass es mit der Kirche und den Gemeinden gut weitergeht. Ich gebe es unumwunden zu: Ich erwarte nicht weniger als Wunder. Denn ‚Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern‘“, zitierte er den Schriftsteller Stefan Zweig. Und es brauche Menschen guten Willens, die sich in Gottes Dienst nehmen ließen. „Können wir solche Menschen sein? Wollen wir solche Menschen sein? Überfordern würden wir uns, wenn wir erwarten würde, aus uns selbst heraus Gemeinden zu mehren und die Kirche zu retten. Das kann nur Gott allein. Aber er nimmt uns dazu in Dienst, hat Sie und mich dazu berufen.
In den Arbeitsgruppen am Nachmittag war Gelegenheit, an den unterschiedlichen Aspekten des Zukunftsprozesses weiterzuarbeiten und sich in die Arbeitsweise einzudenken. Oder aber in der inspirierenden St. Sylvesterkirche die Kraft in der Ruhe zu suchen, angeleitet von Klaus-Gerhard Reichenstein. Dabei wurde deutlich, dass jede Region, ob eher ländlich oder städtisch, von sehr unterschiedliche Ausgangssituationen in den Prozess geht und darum auch unterschiedliche Schwerpunkte ausprägen wird.
Kirche hat immer noch starke Ressourcen, das wurde nicht zuletzt an dem Ort und der herzlichen Gastfreundschaft der Gemeinde von St. Sylvester deutlich. Das große Team der Ehrenamtlichen vom KV-Vorsitzenden bis zur Küsterin hat für genau die angenehme Atmosphäre und perfekten Rahmenbedinungen für die Tagung gesorgt, ohne die Beteiligung schwierig wird. Der Bürgermeister der Samtgemeinde Artland und Stadtdirektor, Michael Bürgel, betonte in seinem Grußwort seine Freude darüber, dass Quakenbrück Gastgeber für den Generalkonvent war, und machte den Anwesenden Mut, sich auf den aus seiner Sicht sehr innovativen Zukunftsprozess einzulassen.
Einen großen Dank gab es von Regionalbischof Friedrich Selter am Ende außerdem für das Vorbereitungsteam, das mit ungewöhnlichen Vorschlägen für einen besonderen Gottesdienst gesorgt hatte. Das Abendmahl in großer Runde durch die gesamte St. Sylvesterkirche stand am Anfang, „und das hat dem gesamten Tag eine starke, segensreiche Prägung gegeben“, befand der Regionalbischof.
In dem Gottesdienst zum Auftakt des Generalkonventes wurde außerdem Otto Weymann in sein Amt als Pastor für den Pastoralpsychologischen Dienstes im Sprengel eingeführt. Aus Hannover waren dazu Pastorin Angela Grimm, Direktorin des Zentrums für Seelsorge und Beratung, Pastor Gert Stührmann, ebenfalls vom ZfSB und Pastorin Reina von Dieken, nach Quakenbrück gekommen. In einer kurzen Ansprache nach seiner Einführung betonte Weymann das Wissen um die eigenen Ressourcen und verwies in dem Zusammenhang auf die Unterstützung des PPD, der in unterschiedlichen Formaten so manche Tür auf- und andere dafür zuschlösse. Mit einem „Schlüsselsegen“ endete der Gottesdienst, am Ausgang hatte Pastor Weymann für jeden und jede einen kleinen Schlüssel als Erinnerung ausgelegt.
Der Mediendienst Bramsche war mit Nadine Oldenburg vor Ort und hat Stimmen zum Tag eingefangen.
(Text und Bilder Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Osnabrück, Brigitte Neuhaus)