Osnabrück (epd). Der Osnabrücker Regionalbischof Friedrich Selter hat mit Blick auf drohende Verteilungskämpfe in der Gesellschaft eine Besinnung auf eine friedliche Debattenkultur gefordert. Gesellschaftliche Akteure und auch die Kirchen sollten Gesprächsforen anbieten, in denen Konfliktparteien ihre Argumente austauschen könnten, ohne Aggressionen zu schüren, sagte Selter dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Wer, wenn nicht die Kirchen, müssen einen Beitrag zu einer friedlichen Kommunikation leisten.“ Dazu gehörten auch die Persönlichkeits- und Friedensbildung, Fort- und Weiterbildungen in gewaltfreier Kommunikation und Mediation, wie sie von der Evangelischen Erwachsenenbildung (EEB) in Niedersachsen angeboten würden.
Die derzeitige Energiekrise wie auch die Klimakrise zeigten, dass die europäischen Gesellschaften ihren Wohlstands-Zenit überschritten hätten, erläuterte Selter. Das bringe Spannungen bis hin zu gesellschaftlichen Abspaltungen mit sich. Hasskommentare in den sozialen Medien und gewalttätige Proteste etwa gegen Corona-Maßnahmen seien auch eine Anfrage an die Demokratie. Er setze aber darauf, dass Menschen lernen könnten, auf friedliche Weise miteinander zu kommunizieren: „Ich habe den Optimismus, dass sich dadurch die Welt verändern lässt.“
Die Kirche werde sich darüber hinaus auch weiterhin vehement dafür einsetzen, dass Menschen nicht wirtschaftlich abgehängt würden: „Denn Frieden funktioniert nicht ohne soziale Gerechtigkeit.“
Die EEB Osnabrück bietet von Ende September an Seminare und Kurse zur Gewaltfreien Kommunikation (GFK) nach Marshall B. Rosenberg an. Der US-amerikanische Psychologe entwickelte die Methode in den frühen 1960er Jahren und half dabei, die Rassentrennung rückgängig zu machen. Die EEB liefere mit dem Jahresprogramm einen Beitrag zum Jubiläum 375 Jahre Westfälischer Frieden, das in Osnabrück im kommenden Jahr gefeiert wird, sagte EEB-Geschäftsführer Christian Bode.
Die Gewaltfreie Kommunikation beruhe darauf, dass Menschen sich zunächst bewusst machten, welche Haltung hinter ihren Worten stehe, erläuterte GFK-Trainerin Claudia Coers. Sie sollten sich fragen, in welcher Welt sie leben wollten. Abseits von Argumenten, die Gesprächspartner einander vermitteln wollten, sollten sie zunächst einen Zugang zu ihren Herzen suchen: „Von Herz zu Herz miteinander zu kommunizieren hat eine andere Qualität als nur über den Verstand.“
(epd Niedersachsen-Bremen)