Am Sonntag 14.11. segnete Regionalbischof Friedrich Selter Jannik Joppien als Diakon für die beiden Regionen Brinkum-Seckenhausen und Weyhe-Leeste ein. In seiner Predigt nahm er Bezug auf den Einsegnungsspruch, mit dem Jannik Joppien sein Selbstverständnis als Diakon zum Ausdruck bringt (Römer 12, 11-13) ‚Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn. Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet. Nehmt euch der Nöte der Heiligen an. Übt Gastfreundschaft‘.
„In einer solchen Gemeinde, wie der Apostel Paulus sie beschreibt, möchte man gerne sein. Da ist man ehrlich miteinander aber zugleich nachsichtig. Da ist Gastfreundschaft gegenüber Bekannten und Fremden. Da hält sich nicht einer für klüger, sondern gemeinsam sucht man nach Ausgleich. Karrieregeilheit und Konkurrenz sind unbekannt. Stattdessen Empathie: Das Weinen von anderen treibt einem selbst die Tränen in die Augen. Und wo gelacht wird, ist auch das eigene Herz fröhlich. Und wo jemand schimpft, bekommt er freundliche Worte erwidert, Worte des Segens. Fast schon ein bisschen zu schön, um wahr zu sein. Geht so etwas überhaupt in unserer Welt?“ fragt Regionalbischof Selter zu Beginn seiner Predigt.
Vielleicht sei es gerade diese akzeptierende Grundhaltung gewesen, die Jannik Joppien damals in der Jugendarbeit in Bremerhaven vorfand und die ihn anzog. Jannik Joppien sei ein unglaublich interessanter Typ. Einerseits die Liebe zur Natur und gleichzeitig die Begeisterung für Computerspiele. „Für mich verbinden Sie damit zwei scheinbar gegensätzliche Welten. Die eine in unserer Idealisierung vorgefunden als Gottes Schöpfung, die andere ganz und gar von Menschen gemacht. Und vielleicht ist genau das eine ganz aktuelle Zukunftsaufgabe: Diese beiden Welten miteinander verbinden und befrieden“. Angesichts knapper werdender Ressourcen und der Notwendigkeit, stärker zu kooperieren sagte ihm Friedrich Selter auch Spannungen anderer Art voraus. Er sei für zwei Regionen zuständig und auch in der Kirche entfalte Macht eine Eigendynamik und Zentrifugalkräfte stellten den geschwisterlichen Zusammenhalt vor eine Zerreißprobe. „Es braucht dann Christenmenschen, die an die Werte erinnern, die Paulus für die Gemeinde konstatiert. Menschen, die auch im Streit den anderen als Konfliktpartner sehen und nicht als Gegner. Menschen, die ausgleichen können und den Kompromiss suchen. Möge also die Jugendarbeit eine weitere Keimzelle der Gemeinde werden, die sie auch nach außen hin attraktiv macht und zeigt: Gott ist gegenwärtig. Er ist mittendrin in unseren Dörfern und Städten. ‚Er kriecht in der kleinsten Hütte unter und macht sie hell und warm‘ “, endete der Regionalbischof mit seinem erklärten Lieblingszitat von Peter Beyer, dem früheren Präses der EKiR zur Eröffnung des Berliner Doms.
„Ich versuche, die Jugendlichen zu ermutigen, die Dinge zu tun, für die sie 'im Geiste brennen'. Und auch für mein Leben gilt ja, dass nicht immer alles gut läuft, dass ich Trauriges aushalten und die Hoffnung wachhalten muss“, hatte Jannik Joppien, der seit einem knappen Jahr bereits als Diakon arbeitet, zu seiner Motivation gesagt.
Zur Person:
Jannik Joppien kommt aus Bremerhaven und hat dort nach seinen Worten mehr Zeit in der evangelischen Jugend als in der Schule verbracht. „Da wurde ich so aufgenommen, wie ich war.“ Diese Erfahrung hat ihn geprägt und die Arbeit mit Menschen stand für ihn nach dem Abitur als Berufswunsch ganz oben. Vor dem Studium der Religionspädagogik und Sozialen Arbeit an der Hochschule in Hannover machte er den Bundesfreiwilligendienst im Stadtjugenddienst in Bremerhaven und die Ausbildung zum Erlebnispädagogen. Der 29-Jährige ist naturverbunden und digital vernetzt. Kennt sich aus in Computerspielen und mit der Falknerei. Er hat einen Steinkauz großgezogen, den er mittlerweile auf vielfachen Wunsch zu seinen Jugendtreffen mitbringt. „Ich habe ihm einen Sitz gebaut, da verfolgt er das Ganze entspannt und schläft irgendwann ein“. Jannik Joppien ist natürlich auf instagram und hat sich im Lockdown-Dezember 2020 dort als neuer Diakon vorgestellt. Unkonventionelle Wege sind für ihn keine Herausforderung. Als begeisterter „Minecraft“-Spieler hat er zusammen mit Jugendlichen mal eine virtuelle Kirche gebaut und zum Abschluss des Projekts darin eine Andacht gehalten. Dass die Einsegnung durch den Regionalbischof erst ein Jahr später erfolgt, hat auch damit zu tun, dass sich Jannik Joppien dafür einen Rahmen wünscht, bei dem man im Anschluss real zusammenbleiben kann.