„Global denken - regional handeln“
Fahrradfahren ist neben Musik eines der Hobbies von Regionalbischof Friedrich Selter. Per Zug und Fahrrad ist er am 30.5. zusammen mit seiner Frau zum Open-Air-Gottesdienst im Garten des Programm-Kinos "Die Lichtburg" in Quernheim gekommen, um dort den Gottesdienst zu feiern. Eingeladen hatte ihn Pastor Schätzel bereits im November, als Selter noch Superintendent in Göttingen war. Ein Gottesdienst unter freiem Himmel, mit Posaunen und wieder möglichem Gesang - "hier ist es wunderschön", befand der Regionalbischof, der sich nach dem Gottesdienst auch gern die Räumlichkeiten der "Lichtburg" zeigen ließ. "Ein wirklich besonderer Ort", befand er.
Fotos und den ausführlichen Bericht von Simone Brauns-Bömermann (Diepholzer Kreisblatt) finden Sie hier:
„Global denken - regional handeln“/In Gedanken bei Flüchtlingen in Zentralafrika/Regionalgottesdienst im Open-Air-Kino
Quernheim. Nächstes Mal soll der Open-Air- Regionalgottesdienst vielleicht auch live per Chat in die Bibelschule Baboua in der Zentralafrikanischen Republik übertragen werden. Die Idee nahm der neue Regionalbischof des Sprengels Osnabrück Friedrich Selter mit.
Er war mit seiner Frau schon früh am Sonntagmorgen mit dem Rad im Gepäck bis nach Lemförde per Zug angereist, hatte den Sonnenaufgang am Dümmer genossen und staunte über den unkonventionellen Gottesdienst im Freien an der Lichtburg.
Er war besonders, wenn auch mit ernstem Anlass: Im Zentrum stand die prekäre Situation in der Bibelschule Baboua, die seit 1998 mit Gemeinden des Kirchenkreises Grafschaft Diepholz eine Partnerschaft unterhält. Aufgrund der politisch instabilen Lage in Teilen des Landes werden in der Bibelschule derzeit keine Studenten ausgebildet, sondern sie beherbergt aktuell rund 340 vor Kriegswirren geflüchteten Kinder. Darüber berichtete Marieke Guder im Gottesdienst. „Viele Straßen sind vermint, allein die große Straße nach Bouar und zur Grenze nach Kamerun wird vom Militär freigehalten.“ Den Weg nähme auch der Leiter der Bibelschule Pastor Lucien Gbawi auf sich, um von der vom Kirchenkreis Grafschaft Diepholz erhaltenen Soforthilfe, Lebensmittel und Medikamente zu beschaffen.
„Glaube und Tun gehören hier unmittelbar zusammen“, unterstrich Regionalbischof Selter das Tun des Kirchenkreises. Fürbitten und Gebete und die Kollekte waren für Baboua.
„In Deutschland fließen Milch und Honig von den Wänden“, erinnerte sich Selter an die Aussage eines Austauschstudenten aus Botswana vor einigen Jahren. „Insgesamt geht es uns hier unglaublich gut. Wir müssen global denken und regional handeln, weil all das Elend ein globales Problem ist, wie Corona.“ Er machte Hoffnung: „Ich glaube, wir haben teilweise auch begriffen, dass wir die Welt zu sehr belasten.“ Den Appell zum Handeln gegen Unrecht, hatte er sogar in der neuesten Ausgabe des Gemeindebriefs „Kreuz & Quer“ gefunden: „Hände zum Gebet falten, ist der Anfang eines Aufstandes gegen die Unordnung der Welt“, ein Zitat des Theologen Karl Barth. „Das finde ich gut“, so Selter. Er empfahl in seiner Predigt, sich den sogenannten Nachtgedanken nicht zu verschließen. „Die Fragen, die uns nachts den Schlaf rauben, sind die Fragen des Grundsätzlichen. Lassen Sie sie zu und suchen Sie nach Antworten.“
Die Feedbackrunde nach dem Gottesdienst bei Sonnenbrille- und Strohhutwetter im Open-Air-Kino der Lichtburg von Irmtraud und Karl-Heinz Meier, spiegelte das, was die Gesichter der Gottesdienstbesucher schon im Vorfeld zeigten: Große Erleichterung und O-Töne wie: „Es war wunderbar“, „Hat alles super geklappt hier draußen“, „Eine echte Punktlandung“ und „Bilderbuchmäßig“. Einzig das anschließende Grillen der Quernheimer, das noch wegen Corona ausfiel, tropfte Wermut in den Wein.
„Sie haben einen guten Pastor. Ihr Pastor Schätzel hat mich schon im November für den Besuch hier gebucht“, so Selter, der den Sonntagmorgen nicht missen wollte. Seine Antwort auf die Empfehlungen seiner Vorgänger, wann ein Regionalbischof in die Gemeinde käme, nämlich wenn etwas Schreckliches geschieht oder wenn es schön ist, war deutlich. „Hier ist es wunderschön.“
Musikalisch führte der Posaunenchor unter der Leitung von Ralf Rehker durch den Gottesdienst. „Wir dürfen Singen?“, diese Frage mit Nicken als Antwort, zauberte dann noch ein weiteres Lächeln ins Gesicht einer der 90 Besucher des Regionalgottesdienstes der Kirchengemeinden Brockum, Burlage und Lemförde. sbb