Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy ordinierte am Sonntag, 28.02. Jutta Tloka zur Pastorin. Der Leitende Geistliche aus dem Sprengel Stade übernahm zum Ende der Vakanz in Osnabrück noch einmal die Vertretung. Der Gottesdienst war aus Platzgründen in die große St. Katharinengemeinde verlegt worden, in der Jutta Tloka auch ihr Vikariat absolviert hatte. Ihr Ordinationsspruch enthalte alles, was man heute und darüber hinaus braucht, betonte Regionalbischof Brandy in seiner Predigt. Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott, den HERRN, dass ich verkündige all dein Tun (Ps 73,28). „Freude und Zuversicht sind an diesem Tag spürbar. Freude, darüber, dass wir Sie heute zum Amt der Verkündigung beauftragen – deshalb ist das auch für unsere ganze Kirche ein Tag der Freude. Und Zuversicht, die der Glaube schenkt.“ Der Theologe ging aber auch auf Anfechtungen ein – Freude und Zuversicht seien auch im Leben einer Pastorin nicht immer spürbar. „Das ist ja eine der besonderen Aufgaben einer Pastorin, gerade in Krankheit und Trauer bei den Menschen zu sein, Leiderfahrungen mit auszuhalten“. Zum Glauben gehört das „Dennoch“, sagte der Leitende Geistliche. „Dran zu bleiben an Gott, auch wenn man nicht alles versteht. In dem Vertrauen, dass Gott mich hält. Und wenn alles festgefahren ist. Dennoch! Und wenn ich den Mut sinken lassen möchte. Dennoch! Und wenn ich keine Kraft mehr habe. Dennoch!“
Dr.Brandy skizzierte den beruflichen Werdegang von Jutta Tloka, die sich mit Mitte vierzig, nach Promotion und einer intensiven Zeit in Forschung und Lehre in Münster, Wien, Hamburg und Bielefeld gemeinsam mit ihrer Familie – sie ist Mutter von drei Kindern - für die praktische Ausbildung als Pastorin entschieden hat. „Ein langer Weg kommt an ein Ziel, ein Ziel, das Sie selbst lange Zeit nicht im Blick hatten. Sie sind diesen Weg so geführt worden. Ich wünsche Ihnen, dass diese Berufungsgewissheit Sie immer trägt in Ihrem Dienst,“ fasste der Regionalbischof ihren bisherigen Lebensweg zusammen.
Die Lesungen bei der Ordination überließ Regionalbischof Brandy den beiden Töchtern von Jutta Tloka, Berenike (12) und Dorothea (8). Ihre Ordinationsassisten waren ihre Doktormutter, Prof. Dr. Barbara Aland aus Münster, ihre Vikariatsleiterin Pastorin Andrea Kruckemeyer, Petra Gysbers, die Vorsitzende des Kirchenvorstandes der Nordwest-Kirchengemeinde, und Andrew Löhlein, Studienkollege und enger Freund. Andrea Kruckemeyer verlas zudem den Segen von Pfarrer Felix Hulla aus Graz, der für die Entscheidung, Pastorin zu werden, eine starke Rolle gespielt hat, wegen der Reisebeschränkungen aber nicht kommen konnte.
„Ich kann sagen, dass ich für meinen Beruf die beiden wichtigsten Lehrerinnen hier habe - meine Doktormutter und meine Mentorin im Vikariat – und dafür bin ich sehr dankbar“, freute sich die frisch ordinierte Theologin und dankte am Ende des Gottesdienstes in alle Richtungen – auch ihrer Familie. „In diesen Zeiten ist es sowieso schon schwer für Familien. Das wird nicht besser, wenn die Mutter Examen macht. Gut, dass wir das geschafft haben.“ Jetzt freut sie sich auf‘s Anfangen. „Wenn dann irgendwann zu den Augen auch noch die Münder hinzukommen, dann wird das ein großes Fest“. Die Theologin will gegen das „egal“ dem Glauben gegenüber arbeiten, zeigen, dass „Kirche mit dem Glauben eine Botschaft hat, die Halt schenken kann. Gerade in dieser Zeit meine Zuversicht auf Gott zu setzen und das auch verkündigen zu dürfen, das sehe ich als Geschenk an, und das erfüllt mich mit Freude“, sagt sie.
Sie bringe eine große Liebe zu klassischen Gottesdiensten mit und sei zugleich neugierig auf andere Gottesdienste, zum Beispiel in hybrider Form. Durch ihre Kinder weiß die Pastorin, dass Ansprache über andere Medien läuft. Auch dafür ist Jutta Tloka Expertin. Ihre Examensarbeit hat sie über ‚Digitale Kirche‘ geschrieben und parallel den Facebook- Auftritt ihrer Vikariatsgemeinde und des Kirchenkreises Osnabrück betreut. Jutta Tloka wird mit dem Antritt ihrer ersten Pfarrstelle in der Nordwestgemeinde mit den beiden Gottesdienstorten Markuskirche und Stephanuskirche für 2700 Gemeindemitglieder da sein.
Superintendent Dr. Joachim Jeska begrüßte die vor einem Monat mit ihrer Familie von Münster nach Osnabrück gezogene neue Kollegin als „Friedensbotin zwischen den beiden Friedensstädten in vierfacher Weise“: als Botin zwischen Theologie und Gemeindepraxis, zwischen Gemeinde und Kirchenkreis, zwischen den beiden Predigtorten Markus und Stephanus innerhalb der Nordwestgemeinde und schließlich als Botin zwischen Glauben und Leben. Das passte ganz gut zu dem Geschenk, das Jutta Tloka zuvor von ihrem Kollegen aus der katholischen Nachbargemeinde überreicht bekommen hatte: Eine Flasche Messwein mit den Worten, man könne den natürlich zu Käse genießen, schöner wäre es jedoch, ihn beim gemeinsamen Abendmahl zu trinken. Dafür gab es Applaus.
(Öffentlichkeitsarbeit Sprengel, B.Neuhaus)