Lucas Jakobus (25) wird im Oktober neuer Kreisjugendwart und übernimmt zusammen mit Sina Bramlage den Jugenddienst im Kirchenkreis Diepholz
KIRCHENKREIS (miu). Lucas Jakobus wird neuer Kreisjugendwart im Kirchenkreis Grafschaft Diepholz. Am 1. Oktober fängt der 25-jährige Diakon im Kirchenkreisjugenddienst an und übernimmt zusammen mit Sina Bramlage den Arbeitsbereich von Ingo Jaeger, Frauke Laging und Rielana Sundermeier. Ein Interview:
Lieber Lucas Jakobus, herzlich willkommen bei uns im Kirchenkreis Diepholz! Erzählen Sie uns doch bitte ein bisschen was über sich.
„Ich bin in Cuxhaven geboren, in Langen/Geestland als klassisches Sandwich-Kind mit einem älteren Bruder und einer jüngeren Schwester aufgewachsen und habe meine Jugend rund um Bremerhaven verbracht. Meine Familie ist nicht sonderlich kirchlich geprägt, trotzdem bin ich schon in der kirchlichen Jugendarbeit unterwegs, seit ich denken kann. Meine Schwester wollte damals zum Kindergottesdienst, und weil es sich für Eltern ja nicht so lohnt, nur ein Kind hinzubringen und die anderen zu Hause unterhalten zu müssen, bin ich halt mitgegangen. Das hat mir alles gut gefallen, aber es war nicht so, dass sofort eine unglaubliche Verbindung zur Kirche hergestellt war. Erst als ich Konfirmand war, hat es auf einer Freizeit „Klick“ gemacht. Eine Teamerin, die in einer offenen Jugendgruppe war, hat mich eingeladen, einfach mal vorbeizuschauen, und ich habe mich da sofort wohl gefühlt und bin geblieben. So nahm alles seinen Lauf. Ich habe die Jugendleiterausbildung („JuLeiCa“) gemacht, bin Teamer geworden. Und nach und nach habe ich alle meine Hobbys – Schwimmen, Judo, Jiu Jitsu – gegen Kirche und Jugendarbeit ausgetauscht.
Für mich war lange nicht klar, ob ich Abitur oder eine Ausbildung oder ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder ein Studium machen will. Aber ich hatte schon immer so ein Urvertrauen, dass alles irgendwie gut werden wird, und dass ich einfach nur schauen muss, was mir Spaß macht und am Ende mein Herz erobert. Und das war die Jugendarbeit.
Ich habe mein FSJ bei der Kirche gemacht – mit Kirchenkreisjugenddienst-Anteilen und schulkompatibler Jugendarbeit. Nach einem Monat habe ich festgestellt: Das ist so ziemlich der beste Beruf, den Du haben kannst! Also habe ich in Hannover Religionspädagogik und Soziale Arbeit zu studiert, um Diakon zu werden. Jetzt mache ich noch mein Anerkennungsjahr in Bremervörde/Zeven zu Ende. Und dann freue ich mich sehr darauf, am 1.10. in Diepholz anzufangen als der neue Kirchenkreisjugendwart.“
Was interessiert Sie an der Stelle?
„Die Jugendlichen natürlich. Aber auch, dass man auf einer Kirchenkreis-Stelle viel auf einer größeren Ebene machen und weiter denken kann alsbis zu einer Gemeinde- oder Region-Grenze. Und dass ich Multiplikator sein kann. Im Fokus steht für mich, den Jugendlichen das mit auf den Weg geben, was mir selbst in der Jugendarbeit mitgegeben wurde. Zum Beispiel in „JuLeiCa“-Schulungen, wo einem das Vertrauen entgegengebracht wird, Verantwortung zu übernehmen, was auszuprobieren, eigene Erfahrungen zu machen und am Ende feststellen zu können: ,Ich kann das ja auch alleine‘. Die Jugendlichen gut vorzubereiten – das ist aus meiner Sicht die Hauptaufgabe eines Kirchenkreisjugendwartes. Ich kann das gut. Und ich freue mich drauf, weil es für mich selbst damals so wichtig war.“
Diakon*innen werden gerade überall gesucht. Was führt Sie ausgerechnet in den Kirchenkreis Diepholz? Kennen Sie hier schon etwas oder jemanden?
„Ich kenne Sina Bramlage, die nach ihrem Anerkennungsjahr im Kirchenkreis Diepholz als Diakonin im Kirchenkreisjugenddienst anfängt, aus der Ausbildung. Sie hat mir damals eine Weihnachtskarte geschickt, und ich wollte eigentlich nur anrufen und mich bedanken. Sie hat mir von der Stelle erzählt, und dass sie auch Lust hätte, im Kirchenkreisjugenddienst zu arbeiten. Ich konnte mir gut vorstellen, mit ihr zusammenzuarbeiten und neue Ideen und Konzepte zu entwickeln. Aber eigentlich war mir Diepholz ein bisschen weit weg von Familie und Freunden im Geestland. Und mir hat auch noch ein Fünkchen Selbstvertrauen gefehlt, weil es ja als Berufseinsteiger eine fordernde Stelle ist, gleich Kreisjugendwart zu werden. Das änderte sich, nachdem Sina mich bequatscht hatte, mich mal mit dem bisherigen Kirchenkreisjugendwart Ingo Jaeger zu treffen. Dieses offene Gespräch hat mich bestärkt, mich zu bewerben.“
Mit ihren Vorgängern Ingo Jaeger, Frauke Laging und Rielana Sundermeier haben im Kreisjugenddienst drei sehr unterschiedliche Charaktere mit sehr verschiedenen Fähigkeiten und Talenten sehr erfolgreich zusammengearbeitet. Was ist Ihre größte Stärke, die Sie bei der Arbeit einbringen können?
„Ich bin ein sehr offener, neugieriger, experimentierfreudiger Mensch, der sich schnell für alles begeistern lässt. Das ist aber auch eine Schwierigkeit – ich lasse mich oft so sehr begeistern, dass ich schnell für alles Mögliche brenne und dann leider manchmal feststellen muss, dass sich nicht immer alles gleich so umsetzen lässt, wie ich es mir anfangs gedacht habe.“
Haben Sie schon Ideen und Pläne, die Sie hier im KKJD gleich anpacken wollen?
„Ich gucke erst mal, was die Jugendlichen hier brauchen und wollen. Ich möchte ein Setting schaffen, in dem sie sich wohlfühlen, aber auch eine Stimme bekommen und mitentscheiden können. Gerade das ist für Jugendliche wichtig – und für die Kirche auch. Ich möchte es konzeptionell so in eine Bahn bringen, dass es für alle was Passendes gibt. Aber auch, dass wir in der Jugendarbeit anders denken können und eine neue Art von Kirche verkörpern, ohne den Sinn und das Wesen der Kirche zu vergessen.“
Haben Sie schon eine Wohnung im Kirchenkreis Diepholz?
„Ich wohne jetzt gerade noch in Basdahl, einem kleinen Ort bei Oese in Bremervörde. Wirklich klein. Aber ich habe schon angefangen, nach Wohnungen zu gucken – besonders in Diepholz, Lembruch und um den Dümmer-See herum. Ich bin so ein Zwischenmensch: Ganz dörflich muss nicht sein, ganz städtisch aber auch nicht. Ich stehe gern am Fenster und sehe Natur. Dadurch, dass ich den ganzen Tag mit Menschen arbeite, habe ich abends auch gerne mal meine Ruhe.“
Sie haben vorhin erzählt, dass Sie als Jugendlicher Ihre Hobbys nach und nach gegen kirchliche Jugendarbeit ausgetauscht haben. Sind die Hobbys wiedergekommen, oder gibt’s nur noch Kirche in Ihrem Leben?
(lacht) „Nein, es ist immer mal wieder was gekommen. Ich finde schnell Dinge, die mich interessieren und die ich ausprobieren möchte. Ich mache Sport, fotografiere gern und habe gerade meinen Sportbootführerschein gemacht. Man wird mich bestimmt in den nächsten Monaten mal auf dem Dümmer-See sehen. Mein Plan ist, bald auch noch meinen Segelschein zu machen. Aber vielleicht suche ich mir auch was ganz anderes aus. Ich bin da sehr offen.“
Miriam Unger