Gänsehautmomente und die große Sehnsucht nach Frieden
Gänsehautmomente auf dem Marktplatz in Osnabrück beim Friedenssingen. Die Organisatoren hatten nicht zu viel versprochen. 2.000 Menschen hatten sich vor der historischen Kulisse des Rathauses des Westfälischen Friedens versammelt - zum Friedenssingen in Erinnerung des 375. Jahrestages der Unterzeichnung des Friedensvertrages und seiner Verkündung von der Rathaustreppe aus. Es waren Osnabrücker Bürger, Gäste und rund 200 junge Chorsängerinnen und -sänger. Die jungen Musiker waren aus den Niederlanden, Frankreich und Schweden angereist und traten gemeinsam mit dem Osnabrücker Jugendchor auf. Den riesigen Chor dirigierte Musikprofessor Michael Schmoll zugewandt und locker zu Songs wie „Dona nobis pacem“, „We shall overcome“, „Give Peace a Chance“ und dem hebräischen Friedenslied „Lo yisa goy“. Zum Abschluss stimmten nach den Posaunen vom Marienkirchturm alle gemeinsam „Nun lob mein Seel den Herren“ an. Das Kirchenlied ist so etwas wie die Osnabrücker Friedenshymne. Die Menschen hatten es vor 375 Jahren spontan aus Freude über den Frieden nach 30 Jahren Krieg gesungen.
Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter (CDU) erinnerte daran, dass es mit dem Westfälischen Frieden damals gelungen sei, für lange Zeit Frieden und Stabilität zu gewährleisten. „Die Gesandten haben das geschafft, weil sie bereit waren, Kompromisse einzugehen und einander zu vertrauen.“ Wie vor 375 Jahren so brauche man auch heute Kompromissbereitschaft, Toleranz und Vertrauen. „Damit kann jeder bei sich selbst anfangen.“
Auch Münsters Oberbürgermeister Marcus Lewe (CDU) rief dazu auf, scheinbar unüberwindbare Differenzen hinter sich zu lassen. Nicht zuletzt die Musik eröffne dazu vielfältige Wege. Er begrüßte besonders die Kinder vor der Bühne: Ihre Gabe, Konflikte friedlich zu lösen, müsse in Kindergärten und Schulen eingeübt und unterstützt werden. Dazu trage auch die direkte Begegnung bei, wie sie in den letzten Tagen geschehen sei, außerdem internationale Partnerschaften und Austausche.