Was ist eigentlich der Pastoral-Psychologische Dienst (PPD)?
Gespräch mit Pastor Otto Weymann, der seit gut einem Jahr den Pastoralpsychologischen Dienst (PPD) im Sprengel Osnabrück leitet.
Wofür steht "Pastoralpsychologischer Dienst" ?
Entlasten, stabilisieren, neu orientieren und Handlungsperspektiven entwickeln: diese Begriffe beschreiben die Arbeit und Zielsetzung des PPD. Hinter dieser Arbeit steht das Zentrum für Seelsorge und Beratung (ZfSB, https://www.zentrum-seelsorge.de/arbeitsfelder/ppd) in Hannover, erläutert Pastor Weymann. Er hat im Sprengel Osnabrück diese Beauftragung seit gut einem Jahr mit einer halben Stelle inne, denn der PPD ist in der Landeskirche Hannovers regional organisiert und zwar über Beauftragungen in den Sprengeln. Der PPD kann sich mit seinen Kompetenzen in die Gestaltung der inhaltlichen Arbeit des Zentrums (ZfSB) einbringen. Denn gerade für die Themen, die sich in der täglichen Arbeit als relevant herausstellen, möchte das ZfSB Supervision und Fortbildungen auch in Kooperation mit anderen Arbeitsfeldern der Seelsorge anbieten.
Wer kann sich an den PPD wenden?
Alle Mitarbeitende in kirchlichen Ämtern, Werken und Einrichtungen, die sich beruflich oder persönlich in ihrem Arbeitsfeld neu orientieren möchten oder in Krisen- und Konfliktsituationen stecken, können den PPD mit seinem Seelsorge- und Beratungsangebot in Anspruch nehmen, betont Pastor Otto Weymann und ergänzt, dass man präventiv arbeiten sollte, gerade in Berufsfeldern mit hohen seelsorgerischen und leitenden Anteil.
Ein Angebot wie das des PPD ist längst nicht in allen Landeskirchen selbstverständlich. „Aber die Landeskirche Hannovers sieht, dass solche Angebote nötig sind.“ Vertraulichkeit sei wichtig, deshalb läuft die Kontaktaufnahme auch nicht auf dem Dienstweg, sondern direkt über Otto Weymann.
Worum geht es bei der Beratung?
„Nach meinem Selbstverständnis geht es darum, Stärken zu gestalten und Schwächen wahrzunehmen und gut zu ‚verwalten‘,“ erläutert Otto Weymann. Als Pastor mit Ausbildung zum Systemischen Berater und Supervisor/Coach schaut er auf Zusammenhänge, Rollen und Kommunikationsmuster im Gesamtsystem. „Mein Bild dazu ist das Mobilé: Schon eine kleine Veränderung im System bewegt das Ganze und kann die eigene Position im Gesamtsystem verändern. Wie stabilisiere ich meine Position, wie finde ich meine Rolle neu und welche Auswirkung hat das auf das System?“
Was sind aktuelle Themen?
„Zum einen sind es Themen der Arbeitsverdichtung und Ressourcenverknappung. Der Zeitdruck steigt und die ersten Lösungsideen sind berufliche Veränderungswünsche und eine hohe, innere Bereitschaft zum Stellenwechsel. Hier geht es darum, neue Handlungsperspektiven realitätsbezogen zu entwickeln,“ weiß Otto Weymann.
Ein weiteres Thema seien der Anspruch auf Perfektionismus einerseits und Anerkennung andererseits. Damit hänge auch die Veränderung des Pfarrberufs und der Fachkräftemangel in anderen kirchlichen Einrichtungen zusammen.
Welche weiteren Themen sind Otto Weymann wichtig?
Neue Akzente möchte Otto Weymann zum einen mit Kursen für Pfarrpersonen in ihren ersten Amtsjahren setzen. Dort wo – wie bei vielen Berufsanfänger*innen – so vieles zusammenkommt, was überfordernd wirken kann: Ansprüche durch Berufsstart, Partnerschaft, Familie. Zum andern will er auch die letzten Amtsjahre und das gute Ausscheiden aus dem Beruf für Pastor*innen und Diakon*innen in den Blick nehmen. „Insgesamt geht es darum, in jeder beruflichen Lebensphase als Gesprächspartner die Lebens- und Arbeitszufriedenheit Mitarbeitender zu stärken.“
Welche Formen der Beratung bietet der PPD an?
Der PPD bietet Einzelsupervision, Team- und Fallsupervisionsgruppen (Balint-Gruppen) an. Thematisch geht es bei Einzelsupervisionen z.B. um (Leitungs-)Verhalten, die Kommunikation, das Rollenverständnis sowie (Glaubens-)Einstellungen und Erwartungen im beruflichen Kontext. Die Teamsupervision dient der Teamentwicklung, der Klärung von Konflikten, der Stabilisierung der Arbeitsfähigkeit. Die Fall- bzw. Supervisionsgruppen arbeiten reflexiv und präventiv und erweitern das Wahrnehmungsspektrum durch die Kompetenz und Professionalität der Teilnehmenden.
„In der Beratung versuchen wir gemeinsam die Situation zu sortieren und zu systematisieren. Dann suchen wir nach Ressourcen. Wir überlegen, wie Verfestigtes wieder fließend werden kann, wie man ein komplexes Arbeitssystems reduzieren und zu kleine, starr gewordene Arbeitsbereiche so gestalten kann, dass neue Handlungsfähigkeit entsteht. Und wir blicken auf den eigenen, persönlichkeitsspezifischen Anteil. Ich bin überzeugt, dass Reflexion und Austausch zu mehr Professionalität führen. Die Supervision verstehe ich als Schnittmenge von Organisation (Kirche), der eigenen Person und ihrem konkreten Arbeitsfeld.“ Otto Weymann hat über 25 Jahre Erfahrung in der Lebens- und Paarberatung sowie in der Gemeindeberatung.
Wie kann man sich melden?
Die Ansprache läuft direkt über Pastor Weymann um Vertraulichkeit zu garantieren. In den (Balint-) Supervisionsgruppen, gibt es noch freie Plätze. Diese Supervisionsgruppen sind berufsübergreifend und offen für Mitarbeitende in allen kirchlichen Einrichtungen. Pastor Weymann erreichen Sie unter: otto.weymann@evlka.de oder telefonisch unter 0541/6002840.
(Fragen: Brigitte Neuhaus, Sprengel Osnabrück)