Osnabrück. Hochrangige Kirchenvertreter haben am Sonntag anlässlich des 375. Jahrestags des Osnabrücker Handschlags die Sehnsucht vieler Menschen auf Frieden unterstrichen. Der Handschlag leitete am 6. August 1648 den Westfälischen Frieden ein und damit das Ende des Dreißigjährigen Krieges. „Soll es heute wieder so lange brauchen, bis Russland sich zu Friedensverhandlungen herablässt?“, fragte der evangelische Regionalbischof von Osnabrück, Friedrich Selter, in einem ökumenischen Festgottesdienst mit dem emeritierten katholischen Bischof Franz-Josef Bode.
Der Krieg habe damals sechs Millionen Todesopfer gefordert, sagte Selter weiter. Erst als die Kriegsparteien völlig aufgerieben waren, sei es zu Verhandlungen gekommen. „Soll auf ukrainischem Boden Mord und Zerstörung so lange wüten, bis alle restlos zermürbt sind, wie damals im Dreißigjährigen Krieg?“ Die Völker der Welt und besonders die der westlichen Welt müssten auf Friedensverhandlungen drängen.
Bischof Bode gab zu bedenken, wie viel Mühe und Klugheit nötig seien, um einem Frieden in der Ukraine näherzukommen. „In einer Zeit, da wir uns mehr an die Sprache der Waffen und ihrer Namen gewöhnen – Leopard, Puma, Patriot –, sind alle auch noch so zaghaften Versuche der Verständigung, des Dialogs, des Anstoßes neuer Perspektiven zu respektieren und zu würdigen.“
Der Osnabrücker Handschlag stellt den ersten Teil des Westfälischen Friedens dar. Die Einigung zwischen dem Kaiser, den deutschen Fürsten und Schweden stellt die Grundlage für den späteren zweiten Teil dar, die gemeinsame Vertragsunterzeichnung mit Frankreich im Oktober 1648 in Münster. Zuvor hatten die Kriegsparteien fünf Jahre lang in beiden Städten verhandelt.
epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen