Was ist "die Sache der Kirche"?
"Wir wollen die Tradition des Sprengelempfangs wieder aufleben lassen", so begrüßte Regionalbischof Friedrich Selter am Vorabend des Reformationstages die Gäste in der vollen Marienkirche.
Das Thema „Deutschland im Dauerstress – Driftet unsere Gesellschaft auseinander“ war als Fragestellung formuliert und wurde von der Referentin des Abends, Dr. Kristin Jahn, Generalsekretärin des DEKT 2025, von verschiedenen Seiten analysiert, verneint und mit einer klaren Aufforderung beantwortet.
Keine Angst vor Veränderungen
„Ich glaube nicht, dass unsere Gesellschaft auseinanderdriftet. Aber ich habe auch kein Bild von einer Gesellschaft, in der wir immer alle einer Meinung sein müssen. Was ich wahrnehme, ist, dass die Bereitschaft, die eigene Bubble und Komfortzone zu verlassen, einander zuzuhören, sich gegenseitig wahrzunehmen – abnimmt. Das ist fatal“, sagte Kristin Jahn.
In ihrem Vortrag entfaltete sie ihre Perspektive auf Kirche und ihre Aufgabe in der Gesellschaft.
Das Gefährliche in dieser Zeit seien die vermeintlich einfachen Lösungen für hochkomplexe Probleme. Die Ungeduld und Wut, angeheizt von geistigen Brandstiftern, die mit den Gefühlen der Menschen spielten und auf Spaltung, Skandalisierung und Empörung statt auf Diskurs setzten.
„Ich bin in der DDR geboren. Mir machen Veränderungen wenig Angst. Ich habe erlebt, wie Menschen aneinander schuldig wurden und ich weiß, dass es ein gemeinsames Leben trotz dieser Schuld gibt. Es gibt keine perfekte Gesellschaft. Aber es gibt den Willen, es miteinander zu wagen und ich finde, das ist unfassbar viel.“