Große Verdienste um die Gedenkkultur in der Region

Nachricht 26. Februar 2025

Kirchenkreis Bramsche trauert um Pastor i.R. Winfried Schiller

* 11.04.1937 in Breslau/Wroclaw PL + 21.02.2025 in Osnabrück

Am 21.02.2025 verstarb im Alter von 87 Jahren Pastor in Ruhe Winfried Schiller in Osnabrück. Winfried Schiller machte am Mariengymnasium in Jever sein Abitur, studierte Theologie in Göttingen und besuchte das Predigerseminar in Imbshausen, Northeim. Der Theologe war zunächst im Harz (1966 bis 1975) tätig, dann bis zu seinem Ruhestand 1999 Pastor in St. Johannis, Bramsche-Gartenstadt (Kirchenkreis Bramsche). Er lebte seinen Beruf mit großem Engagement und viel Freude. Über ein knappes Vierteljahrhundert prägte er eine lebendige Gemeinde durch Familienangebote, besondere Gottesdienste und Feste, durch diakonische Initiativen, Ausbildung von Vikar*innen und der Mitarbeit im Konziliaren Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung.

Neben all dem lag dem 1937 in Breslau geborenen Schiller Zeit seines Lebens auch die Erinnerung an die jüngere Vergangenheit Deutschlands am Herzen. Schiller hatte Krieg und Vertreibung in Breslau, Guben und der Lutherstadt Wittenberg erlebt. Auf seine Initiative hin wurde zum 50. Jahrestag des Kriegsendes 1995 eine Gedenktafel am Kirchturm St. Johannis angebracht, die an die Geschichte der Zwangsarbeiter erinnerte. St. Johanniskirche und angrenzendes Pfarr- und Gemeindehaus waren Anfang der 60er Jahre auf dem ehemaligen Barackengelände für Zwangsarbeiter (bis 1945) und danach für Geflüchtete aus den Ostgebieten erbaut worden. Schiller selbst stieß nach seinem Amtsantritt 1975 die Aufarbeitung an. Dass Jahre später auf dem Kirchhof ein größeres Denkmal errichtet wurde und dort regelmäßig zum 27. Januar von Kirchengemeinde und Stadt Bramsche zu in einer gemeinsamen Gedenkveranstaltungen an die Opfer des Holocaust eingeladen wird, hat ihn mit großer Freude erfüllt. 

„Pastor Schiller hat sich um die Gedenkkultur in unserer Region verdient gemacht“, betont Regionalbischof Friedrich Selter. „In diesen Tagen, in denen wir in unserem Land einen erschreckenden politischen Rechtsruck erleben, gewinnt das eine neue Aktualität. Jedes ‚Nie wieder‘ stellt an uns die Erwartung, dass wir den Anfängen wehren. Dafür, dass das mit dem Erinnern beginnt, hat Pastor Schiller das Bewusstsein deutlich gefördert.“

Der Leitspruch des Theologen Winfried Schiller war Ausdruck tiefen Glaubens: "Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer" (Jesaja 54, 10).

Dankbar war Winfried Schiller für das Erleben der Diamantenen Hochzeit mit seiner Frau Renate im Dezember 2023. Mit ihr teilte er die Freude an Natur, Kultur und Studienreisen, besonders zu historischen Stätten, die er teilweise selbst leitete. Die Urkunde zur Erinnerung an den Tag der Goldenen Konfirmation am 1. Juni 2003 in der Ev.-luth. St. Nicolai-Kirche in Wittmund hatte in dem bis zuletzt genutzten Arbeitszimmer einen Ehrenplatz.

„Winfried Schiller ist gestorben als überzeugter Christ, liebevoller Vater, Bruder und Schwager nach kurzem, schmerzhaftem Krankenlager im Glauben und in der Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Sein Vermächtnis lebt in den Herzen seiner Familie und aller, die ihn kannten, weiter“, sagt sein Sohn, Stephan Schiller.

(Sprengel Osnabrück)